"Ötzi" – der Mann aus dem Eis, die Mumie vom Similaun, der Mann vom Tisenjoch oder auch vom Hauslabjoch – wurde am 19. September 1991 von einem deutschen Wanderer-Paar in Südtirol, am 3.208 Meter hohen Tisenjoch in den Ötztaler Alpen, entdeckt. Die Gletschermumie aus der späten Jungsteinzeit bzw. der Kupfersteinzeit, lebte offensichtlich vor rund 5.250 Jahren. Der Mann aus dem Eis lag in einer Felsmulde, die mit Gletschereis bedeckt war. Dadurch war die Leiche gut geschützt und wurde quasi gefriergetrocknet. Experten konnten mithilfe der Radiokohlenstoffdatierung den Todeszeitpunkt des Mannes auf zwischen 3.359 und 3.105 v.Chr. bestimmen, sein Todesalter wird auf 45 Jahre geschätzt. Er starb nicht wie zunächst angenommen, an einer Pfeilspitze, sondern an einem Schädelhirntrauma.

Die Wissenschaft jubelte über den Fund – denn "Ötzi", so der liebevolle Name für den Mann aus dem Eis, ist die einzige erhaltene Leiche aus der Kupfersteinzeit Mitteleuropas. Den Namen erhielt er übrigens von den Journalisten Karl Wendl und Niki Glattauer. Rasch ging ein veritabler Streit los, wem Ötzi nun gehöre – Südtirol oder Tirol? Da 1919 im Vertrag von Saint Germain Südtirol an Italien ging, wurde die Wasserscheide als Grenze vereinbart. Die Fundstelle befindet sich auf der Österreich zugewandten Seite – jedoch auf italienischem Staatsgebiet. Aus diesem Grund wurde 2006 ein neuer Vertrag bezüglich Instandhaltung der Grenzzeichen sowie der Vermessung und Vermarktung der gemeinsamen Staatsgrenze, vereinbart. Damit wurde die Grenze bei Gletschern nicht mehr als die Wasserscheide des darunterliegenden Geländes definiert, sondern die der Gletscheroberfläche. Dadurch liegt die Fundstelle heute, je nach Gletscherzustand, auf italienischem oder, bei vollständigem Abtauen des Gletschers, auf österreichischem Staatsgebiet.

Am 23. September 1991 wurde "Ötzi" vom Institut für Gerichtsmedizin der Universität Innsbruck geborgen. Da man jedoch gleich nach dem Fund von einer "normalen" Leiche aus ging – wurde nicht gerade zimperlich mit dem Mann umgegangen. Zunächst beschädigte ein Polizist gleich am Entdeckungstag "Ötzis" Hüfte – bei dem Versuch, die Leiche mit einem Pickel freizulegen. Beim Verpacken der Leiche und seiner Gegenstände wurde der Bogen zerbrochen. Um die Leiche in einen Sarg legen zu können, brach der Bestatter einen Arm. Selbst die Gerichtsmedizin plante ursprünglich, die Leiche zur Bestattung freizugeben. Erst der alarmierte Prähistoriker Konrad Spindler von der Universität Innsbruck sorgte für erste Informationen, die weltweit für Schlagzeilen sorgten. Heute weiß man mittlerweile viel über "Ötzi". Er hatte viele Tätowierungen, sehr schlechte Zähne, angegriffene Bandscheiben, eine Laktoseintoleranz, ein Cholesterinproblem, Gallensteine, aß gerne fett und da vor allem Fleisch u. ä.
"Ötzi" befindet sich nun im Archäologiemuseum in Bozen.