Die durch den Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Wiener Staatsoper konnte 1945 nicht benützt werden – es sollte noch zehn Jahre dauern, bis sie fertig renoviert war. Am 6. Oktober 1945 fand im Ausweichquartier der Oper, dem "Theater an der Wien", die erste Opernaufführung Wiens nach dem Krieg statt. "Fidelio" von Ludwig van Beethoven wurde dafür gewählt. Das Werk gilt als sogenannte Befreiungsoper – und setzte somit als kulturelles Zeichen, dass Österreich frei ist.

Das Genre "Rettungs- und Befreiungsoper" feierte Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts große Erfolge. Beethoven griff diese Gattung auf, da er darin die Möglichkeit sah, die gegen jede Tyrannei gerichteten Prinzipien der politischen Freiheit zum Ausdruck zu bringen. Im Zentrum stehen Gerechtigkeit und Brüderlichkeit. "Fidelio" ist Beethovens einzige Oper.
Das Libretto stammt von Joseph Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke. Die Oper "Léonore ou Lamour conjugal" diente als Vorlage. Die Uraufführung von "Fidelio" fand übrigens im November 1805 ebenfalls im "Theater an der Wien" statt.
Der Name "Fidelio" wurde von Shakespears Romanze "Cymbeline" übernommen. Die Geschichte handelt von der Königstochter Imogen, die sich als Mann verkleidet als Fidelio ausgibt. Der Name nimmt auf ihre unerschütterliche Treue gegenüber ihrem Ehemann Posthumus Bezug, der von ihrem Vater verbannt wurde. Die Wiederöffnung der Staatsoper wurde übrigens 1955, wieder mit "Fidelio" und mit Karl Böhm als Dirigent, gefeiert.