Der österreichische Maler und Fotograf Gottfried Helnwein feiert am 8. Oktober seinen Geburtstag. Er ist einer der bekanntesten – und zugleich einer der am meisten polarisierenden deutschsprachigen Künstler. Seit dem Frühsommer ziert seine großflächige Grafik eines Kindes mit Schusswaffe den "Wiener Ringturm".
Aufsehen erregte Helnwein bereits in den 1970er-Jahren mit seinen hyperrealistischen Bildern – Darstellungen, die die Realität weit überzeichnen. Er malte bandagierte und verletzte Kinder. Er setzte sich in dieser Serie mit Schmerz, Verletzung und Gewalt auseinander und will nach eigener Aussage mit Tabu- und Reizthemen Bewusstseinsarbeit leisten.
Der Vater des Künstlers war Beamter der Postdirektion in Wien. Helnwein wuchs in Wien auf, er beschreibt seine Kindheit als eher düster – solange bis sein Vater einmal ein paar "Mickey-Mouse"-Hefte mitbrachte. Dies "hellte" sein Leben auf – und bald war ihm klar, dass er Künstler werden wolle. Nach der Ausbildung auf der "Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt" absolvierte er bei Rudolf Hausner an der "Akademie der bildenden Künste" Malerei. Er übte sich in den unterschiedlichsten Techniken und Stilmitteln. Ins Zentrum rückte jedoch ebenso die Fotografie – im Zusammenhang mit Performance-Arbeiten.
Ab 1970 wurde er durch provokante Ausstellungen bekannt – selbst Proteste gab es gegen seine "Kunst". Hausner schlug ihn 1985 als Nachfolger vor – doch die Professorenkollegenschaft lehnte ab. Daraufhin übersiedelte Helnwein mit seiner Familie nach Deutschland. 1997 wurde ein Schloss in Irland die neue Heimat der Familie.
Helnweins Kunst ist gegensätzlich – einerseits trivial mit Disneydarstellungen, anderseits rüttelt er mit seinen Darstellungen von malträtierten Kindern an den positiven Bildern in den Köpfen der Betrachter. Bei all seinen Werken bleibt jedoch die Gewalt im Zentrum – der er sich stellt und mit der er verstört – zugleich setzt er starke Zeichen gegen autoritäre Erziehung, gegen jegliche repressive Systeme und erinnert an die Gräuel der NS-Zeit. Dabei arbeitete er häufig mit prominenten Modellen wie z. B. den Rolling Stones, Andy Warhol oder eben "Mickey Mouse".
Neben der Malerei und diversen Aktionen ergänzt Helnwein seine künstlerische Arbeit mit Installationen – wie zuletzt mit der Verhüllung des Ringturms – wie auch mit Bühnenbildern und Kostümen, die er für Theater in Deutschland entwirft. Der Erfolg gibt ihm recht – seine Ausstellung "Donald Duck – und die Ente ist Mensch geworden" wurde im Karikaturmuseum Krems von über 100.000 Besuchern gesehen. Der mehrfach ausgezeichnete Künstler Helnwein ist seit 2016 auch bei Madame Tussauds in Wien zu bewundern – als Wachsfigur mit Totenkopfstirnband steht er zwischen "Einstein" und "Freud".