Der 1. November 2002 war für viele österreichischen Autofahrer ein nostalgischer Tag – nicht weil Allerheiligen war, sondern weil mit diesem Tag die Gesetzesnovelle für die neuen EU-Autokennzeichen in Kraft trat. Mit Freude wurden jene Autofahrer bestaunt, die noch Jahre danach "ihr" Kennzeichen hatten. Die alten Nummernschielder behielten nämlich noch eine Zeit lang ihre Gültigkeit. Für alle Neuanmeldungen gab es jedoch nur noch das neue EU-Kennzeichen. Die Geschichte der österreichischen Kennzeichen ist höchst emotional. Sie begann 1905 – in den Nachbarländern wurden Autos längst registriert und hatten eine Nummerntafel. Österreich wehrte sich jedoch gegen den "Nummernzwang". Die sogenannten "Herrenfahrer" fanden es entwürdigend, dass sie eine Nummer an ihren Fahrzeugen wie bei den Kutschen anbringen sollten. Die ersten Nummern wurden an den Hochadel vergeben – aus dieser Zeit stammt auch der Begriff des "Nummernadels". So wurden Personen genannt, die ein Kennzeichen mit einer niedrigen W-Nummer hatten. 1907 gab es in Wien 2.314 Automobile und 5.378 Krafträder – die Nummerntafeln waren schwarz mit weißer Schrift.

Nach mehreren Änderungen gab es schließlich ab 1990 Wunschkennzeichen – eine neue Chance für den Nummernadel – denn nun konnte man gegen eine zusätzliche Gebühr z. B. das Kennzeichen "W-Mausi1" an seinem Auto befestigen. Die Österreicher waren über diese Idee begeistert – in den ersten zehn Jahren wurden 257.000 Wunschkennzeichen verkauft.
Mit der 21. KFG-Novelle, BGBl. I 80/2002, in § 49 Abs. 4, traten die sogenannten "EU-Kennzeichen" in Kraft. Typisch Österreich: Heute noch sieht man verschiedene Arten von Kennzeichen: die alten schwarz-weißen, die weißen mit schwarzer Schrift und Landeswappen aus den 90er-Jahren und die EU-Kennzeichen. Künftig kommen noch Grün-weiße Kennzeichen für Elektroautos hinzu.