"Ich möchte ich und viele sein/es ist überheblich so zu denken/und doch, ich bliebe dann nicht ich allein/ich könnt mich hundert-, tausendfach verschenken" – ein Zitat aus der oft gesendeten Hörspielserie "Reise nach Österreich", die Franz Hiesel gemeinsam mit Gerhard Fritsch 1960 schrieb. Franz Hiesel wurde am 11. April 1921 in Wien geboren. Er absolvierte eine Drogistenlehre. Seine Karriere als Schriftsteller startete er nach dem Zweiten Weltkrieg mit Kurzgeschichten, Theaterstücken und Hörspielen – neben seiner Arbeit als Straßenbahnschaffner und Kontrolleur. Ab Mitte der 50er-Jahre erhielt er einen Job in den Städtischen Büchereien. Rudolf Müller, der Leiter der Büchereien, versuchte damit, junge Literaten zu fördern – u. a. arbeiteten bei ihm auch Christine Busta, Rudolf Felmayer und Gerhard Fritsch. Der Durchbruch gelang Hiesel 1959 mit dem Hörspiel "Auf dem Maulwurfshügel", für das er den "Hörspielpreis der Kriegsblinden" erhielt.

Ich möchte… in memoriam Franz Hiesel - © Shutterstock
Ich möchte… in memoriam Franz Hiesel - © Shutterstock

Nach einigen Jahren als Hörspieldramaturg des Norddeutschen Rundfunks kehrte er nach Wien zurück und war von 1976 bis 1986 Leiter der Literaturabteilung des "Österreichischen Rundfunks". Hiesel sammelte Texte und Tondokumente ab 1945 – die Stadt Wien verfügt dank ihm heute über ein umfangreiches Hörspiel-Archiv aus seinem Nachlass. Vor allem archivierte Hiesel auch Hörspielmanuskripte, darunter u. a. Texte von Ingeborg Bachmann, Elfriede Jelinek, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker. Als Hiesel in Pension ging, erstellte er ein internationales Hörspielarchiv, das "Repertoire 999", darin finden sich eine Auswahl der 999 besten Hörspiele aus zwanzig Archiven vom ARD, Rundfunk der DDR, SRG und ORF. Hiesel wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. erhielt er den "Österreichischen Staatspreis", den "Grimme-Preis" und den "Prix Italia".