Heute ist Österreich stolz auf Thomas Bernhard, den Schriftsteller, der gerne und schonungslos den Menschen und ihrer Geschichte den Spiegel vorhielt. "Heldenplatz" ist ein Drama, das Bernhard im Auftrag von Claus Peymann, der damals Burgtheater-Direktor war, für das 100-jährige Eröffnungsjubiläum des Theaters im Jahr 1988, schrieb. 1988 wurde allerdings auch dem 50. Jahrestag des "Anschlusses" Österreichs gedacht. Bernhard lehnte den Auftrag zunächst ab – lieferte aber dann sein Stück "Heldenplatz". Das Drama spielt in der Gegenwart, ein Mathematikprofessor, der direkt am Heldenplatz wohnt, begeht Selbstmord. Er stürzte sich aus dem Fenster – direkt auf den Heldenplatz. Seine Witwe litt schon länger an Wahnvorstellungen, sie hörte immer wieder die "Heil-Hitler-Schreie" aus dem Jahr 1938.

"Skandal" Heldenplatz - © ÖNB / Weber
"Skandal" Heldenplatz - © ÖNB / Weber

Am 4. November 1988 fand die – restlos ausverkaufte – Premiere statt. Peymann versuchte den Inhalt bis dahin unter Verschluss zu halten. Textpassagen gelangten jedoch zu Journalisten – und so begann der "Skandal" um das Stück bereits ein Monat vor der Premiere. Gegner wie die "Kronen-Zeitung" sprachen von der Besudelung Österreichs – und das noch mit Steuergeld u. ä. Bereits vor der Premiere gab es Stimmen, die die Aufführung verhindern wollten. Das im Theater anwesende Publikum jedoch belohnte die Premiere mit tobendem Applaus. Letztlich wurde das Stück ein Riesenerfolg, insgesamt wurde es 120 Mal gespielt und war somit eine der erfolgreichsten Aufführungen dieser Zeit. Thomas Bernhard kam mit den Schauspielern auf die Bühne – es war sein letzter öffentlicher Auftritt – er freute sich sehr über den Triumph. Wenige Monate später starb er.