Geboren wurde ich 1941 als Kind sudetendeutscher Eltern. Mein Vater ist am 10. Dezember 1943 gefallen. Ich hatte noch zwei Brüder. Wir wurden von unserer alleinerziehenden Mutter aufgezogen. Die Not nach Ende des Krieges war enorm und wir hatten - wohnhaft im zweiten Bezirk in der heutigen Lassallestraße - nur sehr wenig zu essen. Da hatte mein älterer Bruder Heinz folgende Idee: Wir gingen am 23. Dezember 1945 in den Prater. Mein Bruder (Jahrgang 1935) kletterte auf die Bäume und schnitt dort Mispeln ab. Ich stand unten und musste sie auffangen. Als wir genügend hatten, gingen wir in den dritten Bezirk - wir wussten, dass dort "bessere", also "reichere" Leute wohnten - von Haus zu Haus und boten die Mispeln als Weihnachtsschmuck an. Wir erhielten einiges an Geld (viel war es nicht). Mein Bruder hatte einen Fleischhauer ausgekundschaftet, der ein wenig Fleisch hatte. So auch ein Stück Geselchtes. Mit dem Geld konnten wir dieses Stück nach längerem Verhandeln kaufen und brachten es nach
Hause.

Unsere Mutter war darüber mehr als glücklich. Sie sagte, wie uns noch heute erinnerlich, dass sie darüber deshalb sehr froh sei, da sie nicht gewusst hätte, was sie uns zu den Weihnachtsfeiertagen zu essen hätte geben sollen - es waren nur wenige Erdäpfel und sonst gar nichts im Haus.

Dazu muss aber gesagt werden: Wenn wir das Geselchte bis heute gekocht hätten, es wäre auch bis heute nicht weich geworden. Dennoch hatten wir eine Suppe und haben das Fleisch
sozusagen wie ein Kebab "abgeschält".

Hubert Rogelböck (Jg. 1941),

Pensionist,

1230 Wien