In Ihrer Serie "Tagebuch - 100 Jahre Republik" hat mich der Beitrag von Renata Schmidtkunz über ihre erste Begegnung mit Bruno Kreisky sehr berührt, aber auch eine eher schwermütige Erinnerung geweckt. Als 18-jähriger Maturant bin ich der Sozialistischen Partei beigetreten. Einer Jugendorganisation hatte ich niemals angehört. Meinen akademischen Grad erlangte ich erst Jahrzehnte später, da ich mir das Studium als Berufstätiger selbst finanzieren musste.

- © Gaschurnpartenen
© Gaschurnpartenen

In der Parteimitgliedschaft habe ich vier SP-Gesundheitsminister, mit denen ich auch persönlich befreundet war, fachspezifisch beraten. Die nun sichtbar werdenden Brüche in dieser Bewegung zeichneten sich schon damals ab, sind heute schon manifest und werden von den Nachfolgern des großen Bruno, die im rosaroten Biotop der Kammern großgezogen wurden, kaum bewältigt werden. Daher habe ich dieser Bewegung nach fast 50-jähriger Zugehörigkeit den Rücken gekehrt.

Was ich aber zur Anmerkung bringen möchte, ist der Umstand, dass es mir noch vergönnt war Bruno Kreisky, der mir Idol und Vorbild war, bei seinem letzten Wahlauftritt schützend, begleitend und helfend zur Seite zu stehen und seine Ausführungen wie immer faszinierend aufzunehmen. Bildern dieser geschilderten letzten Wahlrede von Bruno Kreisky ist dies zu entnehmen.

Dr. Franz Schindl (Jg. 1931),

Wirtschaftsjurist i. R,

1130 Wien