Zahlreiche Österreicher wurden nach beiden Weltkriegen als "Ferienkinder" von Gasteltern in europäischen Ländern zur Erholung und "Aufpäppelung" aufgenommen. Bekannt dafür sind die Niederlande, die Schweiz, die skandinavischen Länder und nach 1945 auch Spanien und Portugal. - Aber auch Gasteltern anderer Länder haben sich an Aktionen beteiligt. In meiner Familie wurden zwei der acht Kinder meiner Großeltern nach 1918 von holländischen Familien aufgenommen. Der temporär geplante Aufenthalt einer Tante und eines Onkels führte dazu, dass die Familie um einen holländischen Zweig bereichert wurde - beide sind dort geblieben.

Meine Tante (1906-1995) bekam mit ihrem holländischen Ehemann acht Kinder - nun leben deren Urenkel und Ur-Urenkel in Holland und auf anderen Kontinenten. Der als "Ferienkind" entsandte Onkel wurde in den Niederlanden ein katholischer Ordensmann. Im Dienste seiner Gemeinschaft verbrachte er Jahrzehnte in Afrika. Er starb hochbetagt in den 1990er Jahren am Alterssitz des Ordens in Holland.

Vielleicht können meine Zeilen Anstoß zur Beschäftigung mit einem Thema sein, das bei den persönlichen Erinnerungen zur Geschichte kaum Beachtung fanden. Jedoch verdanken viele Österreicher den gastfreundlichen und selbstlosen Menschen ihr Leben - und die Eröffnung neuer Welten.

Dr. Christa Sauer (Jg. 1947), Bundesbeamtin i. R.

1180 Wien