Als während der vergangenen kälteren Jahreszeit der Ofen Wärme spendete, dachte ich wieder viel an meine Kinderzeit, als es die sogenannten Wärmestuben für die ärmere Bevölkerung gab. Die im Wiener Volksmund als "Wawalstub’n" bezeichneten Räumlichkeiten waren in den fünfziger Jahren immer voll besetzt. Auch mein Großvater besuchte diese sozialen Einrichtungen, wo man Tee gratis zu trinken bekam.
Fast jeder der Besucher hatte eine Flasche Rum dabei, um den Tee mit einem "Gingerl", so wurde Rum im Tee genannt, zu verfeinern. Meiner Erinnerung nach wurden auch Brettspiele zur Unterhaltung verwendet. Auch Kartenspiele waren beliebt. Zumeist wurde Schnapsen gespielt.
Die Öfen wurden damals nur mit Koks und Kohle geheizt. Der beliebteste Platz war jener, der in unmittelbarer Nähe des Ofens war, da man sich für Daheim oft nicht genug Heizmaterial leisten konnte.
Mit der Zeit verschwanden die Wärmestuben aus meiner Erinnerung, da sich die Leute nun Wirtshäuser eher leisten konnten. Die Frage: "Wo gehst du hin?" und die Antwort: "In die Wawalstub’n" habe ich als kleines Kind so oft gehört, dass es sich noch heute in mein Gedächtnis eingeprägt hat.
Manfred Korinek (Jg. 1947),
Pensionist,
1140 Wien