Im April 1945 wurden auf den Straßen des noch kleinen Strebersdorf Panzersperren errichtet, um das Vordringen der Roten Armee zu verzögern. Eine Sperre bestand aus übereinander liegenden Stämmen. Es wurden viele Bäume gefällt. Zur Fixierung wurden aus ringförmig eingegrabenen Stämmen Halterungen errichtet.
Den Vorstoß der russischen T34 konnten die Sperren nicht verzögern. In der Langenzersdorfer Straße schob ein Panzer einfach das am Straßenrand stehende Presshaus nieder und fuhr weiter. Nach dem Eintreffen der Besatzungstruppen mussten von Russen ausgewählte Dorfbewohner die Sperren wegräumen. Die Halterungen blieben aber stehen.
Nahe einer Sperre lagen frei zugängliche Kisten mit deutschen Gewehrpatronen. Wir - einige zehnjährige Buben - benutzten die Halterung der Panzersperren als Spielplatz. Jeder suchte sich einen niedrigeren Baumstamm als Sitzplatz aus. Der höhere davor war "Arbeitsplatz". Hinter jedem Buben blieb ein Stamm unbesetzt. Aus den erwähnten Kisten holten wir Patronen, entfernten das Geschoß und leerten das Pulver auf unseren "Arbeitsplatz". War das Schwarzpulver zu Häufchen geschüttet, legten wir eine Zündschnur hinein. Jeder warnte die Freunde, wenn er die Zündschnur entzündete. Alle schauten beim Abbrennen gespannt zu. Höhepunkt war eine große Stichflamme. Je höher sie war, desto stärker der Applaus.
Dieses Spiel konnten wir nicht lange machen. Ein Vater, der uns von seinem Weingarten aus gesehen hatte, rannte mit erhobenem Weinstecken zu uns und "las uns die Leviten". Ich muss ich mich beim Herrgott bedanken, dass niemandem etwas passiert ist. Von den damaligen Freunden ist leider keiner mehr unter uns.
Dipl.-Ing. Hans Traxler,
Pensionist (Jg. 1934),
1210 Wien