Gerne erinnere mich an meine Kindheit in Wien-Wieden zurück, auch wenn sie von Entbehrungen gekennzeichnet war. In jeder Gasse gab es Bombenruinen, ein Spielplatz für uns, obwohl ständig vor Blindgängern gewarnt wurde.
Das Belvedere nebenan, der Garten meiner Kindheit, im Sommer wie im Winter. Wir legten gern eisglatte Streifen an, auf welchen man herrlich dahinsausen konnte. Wehe, wenn uns der Parkwächter, Herr Talk, erwischte! Hier erlebte ich die Staatsvertragsunterzeichnung auf den Schultern meines Vaters.
An der Ecke Prinz-Eugen-Straße und Karolinengasse gab es einen USIA-Laden mit herrlichen Gerüchen und Süßigkeiten von den dort arbeitenden Russen. Am Südbahnhof, in Baracken, war ein russischer Arzt, welcher meinen Bruder nach einem Unfall (ich war schuld) behandelte und uns amerikanische (!) Bonbons gab. Der Bahnhof war damals gepölzt, bedingt durch Bombentreffer.
Ich erinnere mich an die Brotlieferwägen von Anker, Hammer, Vitalis, welche von Pferden gezogen wurden. Wir wohnten damals in der Goldegggasse im Erdgeschoß und durften die Tiere vom breiten Fensterbrett aus füttern. Dabei fiel mein Bruder im Winter einmal hinaus in den knietiefen Schnee. Ich habe so viele Erinnerungen seit meinem dritten Lebensjahr, dass ich schon überlegt habe, diese aufzuschreiben.
Wilhelm Höger (Jg. 1949),
Pensionist,
1040 Wien