Es war in den 1970ern. Mutter kam vom Hannovermarkt und legte Vater und mir eine haarige Frucht auf den Tisch. Sie erzählte, dass das Ding "Kiwi" heißt und eine exotische Frucht sei. Sie kostete zehn Schilling. Der Standler hatte erzählt, dass die Kiwi viel Vitamin C hat. Wir standen vor der Kiwi, betasteten sie und rochen an ihr. Ich legte meine Zunge auf die Schale und verzog das Gesicht. Vater fragte: "Wie nemma ma sie denn?" Mutter antwortete: "Ich weiß nicht. Ich schneide sie entzwei." Mutter legte die Kiwi auf ein Brett und schnitt sie durch. Wir drei schauten erstaunt: giftgrün, weißer Mittelpunkt und sternförmig gestrahlte, schwarze Pünktchen. Wir sahen uns an. Vater sagte: "Ob das schmeckt?" Google gab es noch nicht, um zu fragen, wie eine Kiwi zu essen ist. Also starteten wir den Selbstversuch. Die Schale schien nicht essbar. Mutter schälte die Kiwi vorsichtig und schnitt Scheiben. Jeder nahm vorsichtige kleine Bissen. Ich sagte: "Ein bisschen sauer und die Kernchen knacksen seltsam." Vater sagte: "Na ja, wenn’s g’sund ist." Mutter sagte: "Um den Preis habe ich mehr erwartet, aber probieren sollte man alles, um mitreden zu können." Ich denke gerne an diesen Tag zurück.

Andrea Wenig (Jg. 1968),

ÖBB-Bedienstete,

1020 Wien