Der Prater war 1945 zu 90 Prozent zerstört und für uns Buben dennoch ein Eldorado. Als wir zwischen Trümmern und Eisenteilen herumturnten, dachten wir nie an mögliche Blindgänger oder Granaten.
Die alte große Hochschaubahn war fast ausgebrannt. Das Holz für die Schienen der Wagen war zerstört. Dennoch schoben wir Buben die Wagen über die Zahnräder hinauf und rasten auf fast freihängenden Schienen hinunter. Wenn ich heute darüber nachdenke, hätten wir alle tot sein können, wäre nur ein Wagen "hinausgeflogen". Aber solche Sachen macht man als Kind, ohne auf Gefahren zu achten - Hauptsache, es war lustig.
Auch die Liliputbahn gab es nicht mehr, die Wagen waren verbrannt. Es waren nur mehr die unteren eisernen Fahrgestelle mit Rädern vorhanden. Was taten wir? Unter großen Mühen demontierten wir die Räder und schraubten die Rolllager heraus. Damit bauten wir uns dann Tretroller. Hei, war das lustig, als wir mit Getöse über den kaputten Asphalt fuhren!
2004 war ich offiziell bei der Liliputbahn eingeladen und habe dem Geschäftsführer meinen "Diebstahl" gebeichtet. Er hat sehr gelacht und gesagt, dass eben Kinder solche Ideen haben und man so etwas damals mit einfachsten Mitteln machen konnte.
Hubert Rogelböck (Jg. 1941),
Pensionist,
1230 Wien