Meine Eltern - sie waren evangelische Pfarrersleute aus dem Ruhrgebiet - liebten es, uns alle paar Jahre in einen anderen Ort zu "verschleppen": 1970 von Deutschland nach Niederösterreich, von dort nach Oberösterreich, nach Kärnten und zurück nach Niederösterreich.
Jedes Mal hieß das: Schule und Freunde, Dialekt und Essen, Fortbewegungsmittel und Freizeitvergnügungen ändern. Dazu gehörte auch, die Hymne des jeweiligen Bundeslandes zu lernen. "Heimatkunde" hieß das Fach. Gibt es das heute noch?
"O Heimat, dich zu lieben, getreu in Glück und Not. Im Herzen steht’s geschrieben als innerstes Gebot." Das war meine erste - und als ich sie lernte, erst seit sechs Jahren die Hymne Niederösterreichs, verfasst von Franz Karl Ginzkey, ein Deutschnationaler und späteres Mitglied der NSDAP. Ein bisschen eckig.
1973 lernte ich den "Hoamatgsang", die oberösterreichische Landeshymne. I loved it! Und bis heute kann ich alle ihre Strophen auswendig: "...und dei Sunn hat mi trickert, wann mi g’netzt hat dein Reg’n!" Wunderbar!!
Und dann, 1979, das Kärntner Heimatlied "Dort, wo Tirol an Salzburg grenzt". Darin glitzert es am Dachstein und Pomonens schönster Tempel wird von Alpenluft umweht. Hinreißend. Zumindest die ersten drei Strophen des Liedes.
Niemand sang diese Hymnen so stolz wie ich! Und das gilt bis heute auch für "Land der Berge". Als ich 1990 als Redakteurin und Moderatorin beim ORF anfing, bekam ich ganz oft zu hören: "Wos hot die Piefkeneserin im österreichischen Fernseh’n verlor’n?" Und das bei meiner Hymnen-Kompetenz und gelungenen Integration!
Ich wundere mich bis heute.
Renata Schmidtkunz,
ORF-Redakteurin Ö1 (Jg. 1964),
1040 Wien