Die haben uns damals so gut gefallen, diese schönen weißen Strümpfe. Mit "uns" meine ich meine Schwester Christine und mich. Ich bin einmal mit diesen Strümpfen sogar schlafen gegangen, aber der Gummi spannte dann so um meine Unterschenkel, dass ich diese doch zu meinem Bedauern wieder ausziehen musste.

Meine Mutter wollte diese weißen Strümpfe ja nie und verbot uns auch ganz ausdrücklich, sie zu tragen. Also gingen wir artig mit ausgesuchten Socken zur Schule, packten aber die weißen Kniestrümpfe heimlich in unsere Schultaschen.

Glücklich gingen wir weiter durch den Park, der den Engländern gehörte, jedoch außer Reichweite unserer Mutter zogen wir die Socken aus und die weißen Kniestrümpfe an. Keine zwei Minuten später stand Mama vor uns da - und wie sie zornig schauen konnte! Wir zogen die Strümpfe aus und gaben diese unserer Mutter. Mama hat uns damals nie erklärt, warum wir diese nicht anziehen sollten, aber viel später habe ich dann erfahren, dass die von den Mädchen in der Hitlerjugend getragen worden sind.

Ich aber habe in der Folge nie mehr oder fast nie mehr wieder etwas gemacht, was meine Mama uns verboten hat.

Marina Kneissl

(Jg. 1939),

staatl. geprüfte Fremdenführerin,

1130 Wien