Es war einmal, dass auch die Austrian Airlines eine kleine Familie waren. Jedenfalls habe ich persönlich das so erlebt, als ich im Jahr 1961 dort als Air-Hostess begann.

Wir waren 36 fliegende Prinzessinnen. Ich war zwar keine Prinzessin, hatte aber die gewünschte Größe von 1,65 Meter und die 55 Kilo, ich war hübsch, habe vier Sprachen gesprochen. Ich habe mich in der Literatur ausgekannt, hatte eine gewisse Allgemeinbildung und konnte mich auch benehmen. Das kann ich auch heute noch und habe noch immer meine 55 Kilo.

Damals flogen die Maschinen noch viel langsamer, und oft waren wir auch mehr als acht Stunden unterwegs. Ein Visum in die Ostblockstaaten hat damals recht viel Geld gekostet und war meist auf einen Monat beschränkt. Wenn man erst einmal so ein Visum hatte, ist man dann bis zu dessen Ablauf nur in den Osten geflogen. Die Passagiere kannten uns und wir sie. Mit manchen konnte ich nicht so frei plaudern, also spielte ich beispielsweise mit einem Minister einfach Schach. Nicht immer habe ich ihn gewinnen lassen.

Derselbe Minister ist dann einmal bei voller Kabine mit uns nach Frankfurt geflogen und wollte dann auch wieder Schach spielen. Bei zwei Stunden Service war aber keine Zeit dazu, und er hat sich dann über mich beschwert, dass ich keine Zeit für ihn gehabt hätte.

Mein Personalchef hat mir geglaubt, dass es einfach keine Möglichkeit zum Schachspielen gegeben hatte, und ich behielt somit weiter meinen Traumberuf. Jedoch wurde ich ein Jahre später entlassen, da man damals als Air-Hostess nicht heiraten oder 29 Jahre alt werden durfte.

Ich bin zwar nicht 29 geworden. Aber ich habe geheiratet.

Marina Kneissl (Jg. 1939),

Staatl. geprüfter Fremdenführer,

1130 Wien