Auf dem Heimweg von der Schule musste ich 1945 in der Servitengasse in Wien den Gehsteig wechseln. Zwei Häuser waren von Amerikanern besetzt. Davor standen Posten, die ununterbrochen kauten. Kaugummi war damals der größte Reichtum für Kinder. Manchmal gaben uns die Soldaten einen Streifen. Ich weiß heute noch die Marke: "Wrigley’s".

Auch Schokolade schenkten sie her. Eine dicke, dunkle, harte Schokolade namens "Cadbury" in roter Hülle. Heute würde man sie als "Kochschokolade" bezeichnen. Damals war sie der größte Leckerbissen. Gegenüber den Amerikanerhäusern war die Bäckerei Plank. Dort duftete es köstlich, doch leider blieb es beim Duft. In der Berggasse gab es eine Konditorei (sie besteht heute noch). Einmal stand eine Torte in der Auslage. Sie bestand aus Brotscheiben mit Marmelade und einer Creme. Man konnte ein Stück kaufen. Allerdings brauchte man dazu Brotmarken. Ich lief nach Hause, so schnell ich konnte. Die paar Groschen für das Tortenstück waren kein Problem. Aber die Brotmarke gab Mutter gar nicht gern her.

OStR. Prof. Richard Zimmerl Pensionist (Jg. 1939),

1230 Wien