Was Mütter zustande bringen, ist unfassbar. Im Jahre 1944, ich glaube, es war Herbst, sollte mein Bruder Maxi mit 14,5 Jahren eingezogen werden. Ich sah ihn mit einer Uniform mit anderen Burschen paradieren.

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Darauf wurde meine Mutter aktiv und wir fuhren und gingen in die Obersteiermark. Ohne irgendwelche Erlaubnis. Fünf Tage brauchten wir. Dort bekamen wir Quartier in einem sogenannten "Troadkasten". Es war bestimmt schwer, für Ernährung zu sorgen.

Ich habe nie erfahren, wo wir Essen herbekamen. Eines Tages kamen im Tal kleine Kolonnen von Buben in Uniform durch. Sie erzählten, dass sie in der Gegend in ein Erholungsheim kommen. Es gab dort kein Heim. In Wirklichkeit wurden sie auf den Pötschenpass geführt. Dort wurden ihnen Handgranaten ausgefolgt und sie mussten gegen die Amerikaner kämpfen. Sie wurden wie Hasen abgeschossen.

Viele Mütter wissen nicht, wo ihre Kinder geblieben sind. Vermisst - tot? Mein Bruder wäre sicher dabei gewesen, bei diesem Todesmarsch. Es ist noch viel passiert. Mit meinen knapp fünf Jahren habe ich Gott sei Dank nichts mitbekommen. Aber wenn ich heute, mit 78 Jahren, den sogenannten "Kuckuck" höre oder eine bestimmte Sirenen, kommt Angstgefühl in mir hoch. Ich bin dankbar für jeden Friedenstag, den ich erleben darf.

Rosemarie Uiblein

Pensionistin (Jg. 1940),

2381 Laab im Walde