Meine Erzählung reicht in die frühen 60er Jahre zurück. Ich war damals ein kleines Kind und jedes Haus hatte noch seinen Hausmeister. Die Haustore waren daher immer offen, entging doch diesen braven Hütern nichts. Sie hielten Wache und waren auch stets über alle Begebenheiten im Haus gut informiert. So läutete auch immer wieder ein Rastelbinder (wandernder Gelegenheitsarbeiter, der Geschirr flickt) direkt an unserer Wohnungstür. Er hatte seine ganze Werkstatt am Rücken mit und erledigte seine Arbeit im Stiegenhaus, wenn er einen Auftrag bekam. Speziell in Erinnerung sind mir die Reparaturarbeiten an gebrochenen irdenen Gefäßen, wie man sie in der Küche benützte. Was man heute einfach wegwirft, wurde von diesen Handwerkern mit viel Geschick wieder zusammengeflickt: Ein kunstvolles Drahtgeflecht um den Topf oder Rein machte Zerbrochenes wieder ganz. Nicht nur, dass mir diese Rastelbinder schon damals wie Wesen aus einer anderen Welt vorkamen, so schafften sie es auch, die kaputten Gefäße mit den umhüllenden Drahtgeflechten zu Kunstwerken zu machen. Überdies verdienten sie aus heutiger Sicht einen Orden für Sparsamkeit und Müllvermeidung.

Meine geflickte irdene Rein, ein Erinnerungsstück an "die gute alte Zeit", hat deshalb einen Ehrenplatz bei mir.

Pia Reimitz (Jg. 1951)

ehem. AHS-Lehrerin

7341 Markt St. Martin