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Prozess: Mann beschoss Polizist mit Schneeball

Von Daniel Bischof und Bernadette Krassay

"Ich habe einen Schneeball geworfen, wollte aber niemanden verletzen", so der Mann.
© Getty Images/David Trood

Das Verfahren endete mit einer Diversion.


Wien. War er flockig oder nass? Fest geformt oder locker zusammengepresst? Die Konsistenz eines Schneeballs beschäftigt am Freitag das Wiener Straflandesgericht. Denn die ungewöhnliche Tatwaffe hat einen 21-Jährigen auf die Anklagebank gebracht: Er muss sich wegen tätlichen Angriffs auf einen Beamten verantworten, da er einen Polizisten mit einem Schneeball beworfen hat.

Der Vorfall hatte sich während des Polizeieinsatzes rund um den Rapid-Fanmarsch am 16. Dezember 2018 ereignet. Die Fans waren vom Reumannplatz zur Generali-Arena der Austria Wien unterwegs, als sie von der Polizei für mehr als sieben Stunden eingekesselt wurden - die "Wiener Zeitung" berichtete.

Während des Einsatzes schmissen mehrere Fans Schneebälle auf die Beamten. Auch der 21-Jährige - er trägt ein Rapid-Tattoo am rechten Oberarm - gesteht: "Ich habe mich von der Masse anstecken lassen und einen Schneeball nach vorne geworfen. Ich wollte aber niemanden verletzen." Er habe nicht nachgedacht, weil alle anderen auch geschossen hätten, erklärt er. Der junge Mann konnte rasch ausgeforscht werden, da der Polizeieinsatz gefilmt wurde.

Um was für einen Schneeball es sich denn gehandelt habe, fragt Richterin Alexandra Skrdla mit einem Schmunzeln: "Beschreiben’s den einmal." Der Angeklagte überlegt. "Er war flockig", sagt er dann. Aber ein flockiger Schneeball fliege doch nicht so weit, zeigt sich die Richterin skeptisch. Nach weiteren Nachfragen räumt der junge Mann ein, dass der Schnee auch nass gewesen sein könnte.

"Das ist nicht unüblich"

Es seien bei dem Einsatz diverse Gegenstände auf die Polizisten geworfen worden, erklärt ein Beamter im Zeugenstand. "Die Stimmung war von Anfang an polizeifeindlich." Eine Glasflasche, zwei Petflaschen und einige Schneebälle seien von den Fans in Richtung Polizei geschossen worden, erklärt der Polizist. "Das ist aber nicht unüblich, je nach Jahreszeit werden halt diverse Gegenstände geworfen."

Der Schneeballwurf habe eine "gewisse Erheblichkeitsschwelle" überschritten, sagt Richterin Skrdla. Sie schlägt dem Angeklagten daher vor, den Prozess diversionell zu beenden. Der junge Mann stimmt prompt zu.

Er muss 150 Euro Pauschalkosten für den Gerichtsprozess zahlen, gegen eine Probezeit von zwei Jahren wird das Verfahren vorläufig eingestellt. Lässt sich der 21-Jährige bis dahin nichts zuschulden kommen, werden die Vorwürfe endgültig fallen gelassen. Der Staatsanwalt willigt ein, die Entscheidung ist bereits rechtskräftig. Der junge Mann gilt damit weiterhin als unbescholten. "Verbuchen wir es als einmalige Dummheit", sagt Richterin Skrdla. "Und schießen Sie keine Schneebälle mehr, auch nicht auf Polizisten."

Weitere derartige Prozesse könnten dem Wiener Straflandesgericht jedoch bereits bevorstehen: Fünf weitere, ähnliche Anzeigen wegen Schneeballschüssen wurden bereits erstattet.