Markus Söder ist der Gewinner - zumindest in der aktuellen Gunst der Unionsanhänger. Die Sympathisanten von CDU und CSU würden auf den bayrischen Ministerpräsidenten als Kanzlerkandidaten setzen, wie eine Forsa-Umfrage ergibt. Demnach würde der CSU-Vorsitzende weit mehr Stimmen mobilisieren als sein Ministerpräsidenten-Kollege in Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der CDU, Armin Laschet. Von den Befragten, die bei der Bundestagswahl 2017 CDU oder CSU gewählt haben, würden nur 32 Prozent wieder die gleiche Entscheidung an der Urne treffen, wenn Laschet sich auch als Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewirbt. Würde aber Söder dies tun, würden 73 Prozent der Unionswähler erneut für die Schwesterparteien stimmen.
Die Untersuchung wurde durchgeführt, noch bevor das Duell offiziell eröffnet war. Denn erst am Sonntag erklärten beide Politiker, dass sie für eine Kanzlerkandidatur zur Verfügung stehen. Und gleich am Montag holten sie sich die Rückendeckung ihrer Gremien dafür.
Die Unterstützung für Laschet in der CDU zeichnete sich schon zu Mittag ab. Sie fiel dann auch klar aus. Zunächst sprach sich das CDU-Präsidium für den Parteivorsitzenden aus, danach der Bundesvorstand. Das Präsidium habe "deutlich gemacht, dass wir ihn - Laschet - für außergewöhnlich geeignet halten", berichtete der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier nach der Sitzung. Nach Teilnehmeraussagen sei dem Politiker attestiert worden, "Meinungen zusammenführen, Haltung entwickeln und diese auch vertreten" zu können. Außerdem sollten aktuelle Umfragen nicht die Entscheidung über die Kandidatenfrage bestimmen, hieß es in Unionskreisen.
Von einer "breiten Unterstützung" für Laschet auch im Bundesvorstand sprach kurz darauf auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. Somit sei "das Meinungsbild" in der CDU und ihren 15 Landesverbänden "eindeutig".
Rückhalt im Präsidium
Der sich erfreut zeigende Laschet betonte prompt die europäische Dimension seiner Kandidatur: Europa schaue nach Deutschland, und "wir brauchen ein europäisches Deutschland". Er kündigte rasche Gespräche mit Söder an.
Zu dem Zeitpunkt war der Druck auf den Mitbewerber bereits gestiegen. CDU-Vizevorsitzende und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hatte Söder zum Einlenken aufgefordert. Immerhin habe dieser selbst zuvor klargestellt, es "ohne Groll" anerkennen zu wollen, wenn "eine starke Stimmung" für Laschet vorhanden sei.
Rufe nach einer schnellen Entscheidung kamen ebenfalls aus der Opposition und von Koalitionspartnerin SPD. Vorsitzender Norbert Walter-Borjans appellierte an die Union, "schnell für Ordnung zu sorgen", um sich wieder um das kümmern zu können, "was für das Land das Wichtige ist". Gelassener gaben sich die Grünen. "Wir nehmen es, wie es kommt", konstatierte Grünen-Co-Vorsitzender Robert Habeck.
Söders Partei wollte sich jedoch nicht allzu drängen lassen. Noch im Vorfeld der - virtuellen - Zusammenkunft des CSU-Präsidiums sprach sich Landesgruppenchef Alexander Dobrindt für den bayrischen Ministerpräsidenten als Kanzlerkandidaten der Union aus. Es sei ein "moderner Politikansatz" notwendig, sagte er dem Sender Bayern 2. "Ich glaube, Markus Söder verkörpert das am allerbesten." Das CSU-Präsidium urteilte am Nachmittag ebenso.
"Kein Tag der Entscheidung"
Der Bewerber selbst sah den Tag der Entscheidung jedenfalls noch nicht gekommen. Diese solle Ende der Woche getroffen werden, befand Söder in der Sitzung laut Teilnehmern. Er werde auch darum bitten, dass sich nicht nur zwei Personen zusammensetzten, sondern weitere Vertreter beider Parteien. Außerdem müsse den Kandidaten eine breite Mehrheit der Mitglieder tragen.
Mit der Kandidatenkür ist aber nur eine Hürde bewältigt. Danach steht die Union vor der nicht minder schweren Aufgabe, bei der Bundestagswahl im September erfolgreich zu sein. Längst deuten Umfragen darauf hin, dass dies keineswegs eine ausgemachte Sache ist. Eine Niederlage im Herbst wäre für beide Parteivorsitzende in jedem Fall das noch größere Problem.
Denn die Verantwortung dafür liegt eben nicht nur beim Kanzlerkandidaten, auch wenn dieser die Kampagne anführt. In Zukunft wären vielmehr für immer die zwei Namen Armin Laschet und Markus Söder mit dem Verlust des deutschen Kanzleramtes nach 16 Jahren Angela Merkel verknüpft.(reu/dpa)