Die deutschen Grünen wollen eine Ampel-Koalition mit SPD und FDP sondieren. Dies sei der Vorschlag der Grünen an die FDP, sagt Co-Parteichefin Annalena Baerbock in Berlin. Nach der Bundestagswahl hatten die Grünen und die FDP erst miteinander und anschließend getrennt jeweils mit der SPD sowie mit CDU und CSU mögliche Kompromisslinien ausgelotet.

Deutschland könne sich keine lange Hängepartie leisten, sagte Baerbock. Es solle zügig losgehen. Grünen-Ko-Parteichef Robert Habeck ergänzte, in einem Ampel-Regierungsbündnis wären die inhaltlichen Schnittmengen am größten.

Grüne und FDP hatten zuvor wiederholt bekräftigt, nach der deutschen Bundestagswahl nun gemeinsam Grundlagen für einen politischen Aufbruch und Veränderungen schaffen zu wollen. Die Grünen strebten bereits zuvor eine Ampel-Koalition mit SPD und FDP an, schlossen aber auch ein Jamaika-Bündnis mit Union und FDP nicht aus. Die FDP zeigte sich der Union zugeneigt, hatte sich allerdings bisher nicht festgelegt.

Indiskretionen "nerven"

Entgeisterung löste am Dienstag eine Indiskretion aus dem schwarz-grünen Treffen aus. "Es gab in den letzten Tagen vier Sondierungsgespräche. Aus zweien liest und hört man nix. Aus zweien werden angebliche Gesprächsinhalte an die Medien durchgestochen. Das fällt auf, liebe Union - und es nervt!", schrieb Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner in einem Tweet. Er nutzte nahezu die gleiche Formulierung wie am Montag FDP-Vize Johannes Vogel, der sich nach dem Treffen der Union und der FDP ebenfalls über Indiskretionen beklagt hatte. Auch CDU-Parteichef Armin Laschet sagte am Dienstagabend in Düsseldorf auf die Frage, wie er die Indiskretionen finde: "Es nervt."

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) forderte mehr Unterstützung aus den Unionsreihen für Laschet. Mit Blick auf die Gespräche zur Regierungsbildung sagte er am Dienstagabend im ZDF-"heute-journal": "Ich würde mir manchmal wünschen, dass er da mehr Unterstützung bekäme." Es sei "nicht sehr hilfreich", wenn "eigene Kollegen einem in den Rücken fallen oder wenn darüber diskutiert wird, wann, wie, wo Armin Laschet seine Aufgaben, seine Ämter abgeben muss". Das störe die Gespräche und erhöhe nicht die Glaubwürdigkeit für den, der da verhandle.

Befragt zu den Indiskretionen nach den Sondierungsgesprächen, meinte Reul: "Das sagt was aus über die Schwäche oder die Disziplinlosigkeit der anderen." Laschet investiere viele Stunden, weil es ihm um die Sache gehe, während andere "unsolidarisch" unterwegs seien. (apa, dpa, reuters)