Wien. Folgen weitere Geständnisse? Werden Karl-Heinz Grasser und Co. nun auch von anderen Angeklagten belastet? Wie wird die Verteidigung reagieren? Diese Fragen stellen sich nach Peter Hocheggers Teilgeständnis vom vergangenen Freitag. Der Ex-Lobbyist hatte über seinen Verteidiger Leonhard Kregcjk angegeben, dass von der Buwog-Provision jeweils 2,4 Millionen Euro an Grasser, den Ex-Immobilienmakler Ernst Karl Plech und Walter Meischberger geflossen seien. Zwei Millionen Euro habe er "aus Profitgier" selbst eingesteckt.

Am Dienstag, dem fünften Buwog-Prozesstag, erschien Hochegger mit einem Kokosnusswasser der Marke "Innocent" im Wiener Straflandesgericht. Grasser, der seine Unschuld seit Beginn des Verfahrens beteuert, stellte wiederum die Glaubwürdigkeit Hocheggers infrage: "Für mich ist klar, dass hier PR-Mann Hochegger versucht, sich mit der Unwahrheit freizukaufen und dass er dabei nicht davor zurückschreckt, andere in den Schmutz zu ziehen. Das war für mich eine massive negative Überraschung, mit der ich wirklich nicht gerechnet habe", sagte Grasser dem ORF-Radio vor Prozessbeginn.
Keine Überraschungen

Weitere "massive negative" Überraschungen gab es für Grasser am Dienstag nicht. Sein Mandant sei unschuldig, sagte zu Prozessbeginn Otto Dietrich, der Verteidiger von Karl Petrikovics. Der ehemalige Immofinanz-Chef (Foto links) sitzt derzeit eine Haftstrafe aus einem anderen Verfahren ab. 2004 hatte ein Konsortium rund um die Immofinanz beim Verkauf der Bundeswohnungen (Buwog und andere Gesellschaften) den Zuschlag erhalten. Kurz vor der entscheidenden zweiten Bieterrunde hatte Petrikovics von Hochegger den geheimen Tipp erhalten, dass das Konsortium mehr als 960 Millionen Euro bieten muss, damit es gewinnt.
Der Tipp soll laut Anklage von Grasser gekommen sein. Der damalige Finanzminister, Meischberger und Plech sollen dafür Bestechungsgelder kassiert haben, so der Vorwurf. "Petrikovics hat niemanden bestochen", sagte Dietrich. Hochegger sei auch deshalb engagiert worden, damit dieser nicht für die Konkurrenz arbeite. Die 9,6 Millionen an Provision, die man an den Lobbyisten gezahlt habe, seien ein Erfolgshonorar gewesen. Für seinen Mandanten habe es keinen Anlass gegeben, zu prüfen, woher die Information kam. "Ihn hat nur der Inhalt interessiert", sagte Dietrich.
Anklage: "Legendenbildung"
Sein Plädoyer hielt am Mittwoch auch Anwalt Michael Dohr (Foto rechts), der bisher schon mit seinen schrillen Anzügen aufgefallen ist. Dohr vertritt einen Ex-Manager des Baukonzerns Porr, der Scheinrechnungen in der Causa Terminal Tower Linz gestellt haben soll. "Es ist besser, man geht zu weit, als man geht nicht weiter." Dieses Zitat sei das Leitmotiv der Anklage, die auf "Legendenbildung" setze, so Dohr. Sein Mandant werde sich nicht schuldig bekennen.
Am Mittwoch werden nach zwei weiteren Plädoyers die Einvernahmen der Angeklagten starten. Wer zuerst dran ist, verriet Richterin Marion Hohenecker nicht.