Wien. Die hohen Räume des fabrikähnlichen Gebäudes sind lichtdurchflutet und warm. Der Geruch von Holz dringt in die Nase, die Geräusche von Maschinensägen schallen durch die Halle. An einem Computer sitzt Gabriel Klein und programmiert. Vor zwei Jahren wollte er eine Tischlerlehre beginnen, doch kein Betrieb übernahm ihn. Über Kontakte erfuhr er von Jugend am Werk, einem Verein, der Jugendlichen, die keine Lehrstelle bekommen, Aus- und Weiterbildungen ermöglicht. Nun ist er bereits im zweiten Lehrjahr. Auf den Gängen der Lehrwerkstätte werden alle gegrüßt. Es geht sehr höflich zu in der Lorenz-Müller-Gasse, einem der fünf Ausbildungsstandorte von Jugend am Werk in Wien.
Jugend am Werk dient als Auffangnetz für all jene, die den Übergang von der Schule ins Arbeitsleben nicht auf Anhieb geschafft haben. Der Verein agiert im Auftrag des AMS und wird vom ESF, dem Europäischen Sozialfond, finanziell unterstützt. Solche Auffangnetze sind ein Mitgrund für die im europäischen Vergleich recht niedrige Jugendarbeitslosenrate von 9,8 Prozent in Österreich. Laut Eurostat waren im Oktober 2018 in Europa nämlich 15,3 Prozent und damit 3.468 Millionen Jugendliche arbeitslos. Europaweit am stärksten betroffen sind Griechenland mit 36,8 Prozent, Spanien mit 34,9 Prozent und Italien mit 32,5 Prozent der Jugendlichen, die sich weder in Ausbildung befinden noch eine Arbeitsstelle haben.

Junge häufiger betroffen
Jugendliche sind grundsätzlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Personen, die bereits erwerbstätig waren. Teilweise ist die Erwerbslosenquote Jugendlicher sogar doppelt so hoch wie jene der Restbevölkerung. Das liegt laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung vor allem an strukturellen Schwierigkeiten. Da wäre etwa das "Insider-Outsider" Problem: Personen, die sich aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus bewerben, haben bessere Chancen als Bewerber ohne Job.

Um dieses Insider-Outsider-Problem zu verringern, wurden neue Regelungen geschaffen - die sich jedoch, besonders in wirtschaftlich schwachen Jahren, zum Nachteil junger Berufseinsteiger auswirken. So wurde beispielsweise in vielen Ländern der Kündigungsschutz gelockert, die Probezeit verlängert und Arbeitsverhältnisse wurden befristet, um das Risiko für den Arbeitgeber bei einer Neuanstellung zu verringern. Das führt jedoch auch dazu, dass Neueinsteiger häufig die Ersten sind, die gekündigt werden. Zudem fällt es Unternehmen leichter, junge Alleinstehende zu entlassen als jene, die bereits eine Familie gegründet haben.