Ohne Energie geht nichts. Sie erhellt und wärmt unsere Wohnungen. Sie ermöglicht unseren Wohlstand, sie hält die Wirtschaft am Laufen. Doch unser Energiebedarf ist zu hoch. Der Endenergieverbrauch 2019 betrug 1.139 Petajoule (PJ). Jedes beheizte Zimmer, jedes hergestellte Produkt und der komplette Stromverbrauch zählen etwa zu dieser gigantischen Summe. Mit 1.000 Petajoule könnten alle Haushalte in Österreich viereinhalb Jahre lang ihre Gebäude beheizen und Warmwasser haben.

Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, den Endenergieverbrauch bis 2020 auf 1050 PJ zu verringern. Die vorläufige Energiebilanz für das vergangene Jahr liegt zwar erst im Mai vor. Doch schon jetzt ist klar, dass das Ziel nicht erreicht wurde. "Das Corona-Jahr könnte dem Endenergieverbrauch zugutekommen. Aber es ist dennoch unwahrscheinlich, dass wir im Jahr 2020 das Ziel erreichen", sagt Gregor Thenius, stellvertretender Leiter der Monitoringstelle Energieeffizienz bei der Österreichischen Energieagentur gegenüber der "Wiener Zeitung".

Die Erreichung der Klimaziele wird ein gewaltiger Kraftakt. Derzeit trägt Strom rund ein Fünftel zum Endenergieverbrauch bei. Künftig wird Elektrizität im Energiemix die Hauptrolle spielen. Gleichzeitig wird der Strombedarf zunehmen. Wenn die CO2-Emissionen eingebremst werden sollen, müssen die Bereitstellung von Wärme, Verkehr und Industrie elektrifiziert werden. 2040 sind fossile Energieträger ohnehin tabu. Darum wird der Umstieg auf regenerative Energieträger allein nicht reichen. Der gesamte Energieverbrauch muss sinken. Ein wichtiger Baustein ist Energieeffizienz. Das bedeutet, je weniger Energie eingesetzt werden muss, umso effizienter ist ein Produkt oder Dienstleistung. Man muss also möglichst viel aus der Energie rausholen. "Alle Prognosen zeigen, dass ohne deutliche Verbesserung bei Energieeffizienz keines der klimapolitischen Ziele erreichbar ist", sagt Thenius.

Die EU hat es sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch bis 2030 um 32,5 Prozent zu reduzieren. Mit dem Energieeffizienzgesetz (EEffG) hat Österreich diese Richtlinie 2012 umgesetzt. Vorgabe war, dass der Energieverbrauch pro Jahr um 0,8 Prozent reduziert werden muss. Also insgesamt um acht Prozent in zehn Jahren.

Pflicht zum Energiesparen

Laut dem Klimaökonom Stefan Schleicher wackelt das Ziel aus zwei Gründen. Erstens basiere es noch auf dem alten CO2-Reduktionsziel der EU von 40 Prozent bis 2030 (gegenüber 1990). Im Dezember hat die EU das Ziel auf 55 Prozent angehoben. "Das bedeutet, dass wir mehr als acht Prozent reduzieren müssen", sagt Schleicher. Zweitens hat sich Österreich im Regierungsprogramm vorgenommen, schon 2040 klimaneutral zu sein. "Wir müssen die Energieeffizienz massiv verbessern. Statt 0,8 Prozent werden es 1,6 Prozent, wenn wir wirklich eine komplette CO2-Reduktion anstreben", sagt der Klimaökonom. Das EEffG sei laut Schleicher das wichtigste Gesetz, um das Energiesystem umzubauen. Die Pflicht zum Energiesparen betrifft energieintensive Unternehmen und solche, die Energie an Endverbraucher verkaufen, also etwa Energieversorger oder Tankstellen. Der Bund hat eine Vorbildwirkung, öffentliche Stellen sollen ebenso Energie einsparen. Von 2014 bis 2019 wurden von Energielieferanten, Bund und Ländern über 37.000 Maßnahmen an die Monitoringstelle gemeldet. Dadurch wurden mehr als 105 PJ Energie eingespart.


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Die Umweltschutzorganisation WWF kritisiert allerdings die bisherige Umsetzung. "Das Gesetz war nicht schlecht gemacht, aber die Verordnung war es", sagt WWF-Klimaexperte Karl Schellmann. In der Verordnung wurden Maßnahmen festgelegt, wie Unternehmen Energieeffizienz umsetzen können. Das Spektrum ist breit: von der Umstellung von Leuchten auf LED-Technik, Elektrifizierung des Fuhrparks bis zu komplexen industriellen Prozessen.

Eine Maßnahme waren Durchlaufbegrenzer bei Warmwasser. "Schon die Verteilung der Begrenzer wurde als Maßnahme angerechnet. Es wurde aber nicht überprüft, ob sie jemand eingebaut hat", bemängelt Schellmann. Der Klimaexperte fordert klare Ziele zur Energiereduktion. "1.050 PJ wie bisher ist nur eine Stabilisierung. Der Gesamtenergieverbrauch muss runtergehen auf 800 PJ", sagt Schellmann. Damit könne man 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen einsparen.

Auch Energieversorger sparen nicht mit Kritik am bisherigen EEffG. "Das alte System war ein bürokratisches Monster", sagt Stefan Zach, Sprecher von EVN. "Im neuen Gesetz sollten die Anreize dort gesetzt werden, wo die größten Einsparungspotenziale sind, in der thermischen Gebäudesanierung und im Verkehr. Außerdem, fordert Zach, sollen die Grundlagen für die Berechnung offengelegt werden.

Ende 2020 ist das EEffG ausgelaufen. Eine Novelle ist längst überfällig. Der Gesetzesentwurf habe sich wegen der komplexen Materie und der Corona-Pandemie verzögert, heißt es aus dem Klimaministerium. Es werde intensiv am Begutachtungsentwurf gearbeitet. "Idealerweise soll es im April vorliegen", heißt es.