Der teilstaatliche Öl- und Gaskonzern OMV orientiert sich neu. Und zwar weg von Öl und Gas in Richtung Petrochemie. "Wir wollen zu einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf kommen", sagte OMV-Chef Alfred Stern am Mittwoch bei der Präsentation der Zukunftsstrategie 2030. Diese Zukunft solle auch eine schrittweise Abkehr von der Öl- und Gasproduktion beinhalten. Zumindest teilweise. Bis 2030 will die OMV um 30 Prozent weniger Erdöl fördern und um 15 Prozent weniger Gas.
Dennoch bleibt Gas ein gewichtiges und gewinnträchtiges Standbein für den Konzern. "Wir sehen Gas als eine wichtige Transformationsressource in Richtung erneuerbarer Energieträger und weg von Kohle und Öl", so Stern. Der Anteil von Gas soll auf mehr als 60 Prozent steigen. Die Produktion von Öl und Gas zur energetischen Nutzung wird bis 2050 vollständig eingestellt, so der Plan.
Minus 30 Prozent bei CO2
Der Konzern will bis 2030 seine CO2-Nettoemissionen um 30 Prozent senken, bis 2040 sollen es 60 Prozent sein und bis 2050 soll die OMV quasi klimaneutral wirtschaften. Der Fokus liegt hier auf Petrochemie und Recycling und Veredelung von Plastik und Rohöl. Das bedeutet freilich nicht, dass die OMV kein CO2 mehr emittiert. "Unsere CO2-Berechnungen sind im Einklang mit der EU-Taxonomie", erklärte Finanzvorstand Rainhard Florey.
2025 soll die Jahresproduktion rund 450.000 Fass Öleinheiten betragen, bis 2030 soll sie auf unter 400.000 Barrel pro Tag sinken. "Chemicals & Materials wird nicht nur unser Wachstumstreiber sein, sondern auch Nachhaltigkeit, Risiko und Rendite in Einklang bringen und somit unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Marktdynamiken stärken", erklärte Stern. Das Cash für die Neuorientierung des Konzerns soll aus den Gewinnen aus Öl und Gas kommen.
Weitere Eckpunkte in der "Strategie 2030" sind die Produktion nachhaltiger Kraftstoffe und der Ausbau der Geothermie-Sparte. Die Produktion nachhaltiger Kraftstoffe und nachhaltiger chemischer Rohstoffe soll auf 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr steigen. Außerdem sind 2.000 weitere E-Ladestationen an Tankstellen geplant und 17.000 Wallbox-Ladestationen für Firmen.
Abschreibungen in Russland
Das bis vor Kurzem gewinnträchtige Russland wird nach der Invasion in die Ukraine nun zum Problem. Der Konzern rechnet heuer mit Abschreibungen in der Höhe von bis zu 1,8 Milliarden Euro. Russland ist keine Kernregion mehr. "Das bedeutet automatisch, dass wir dort keine weiteren Investitionen verfolgen. Deswegen haben wir auch alle weiteren Verhandlungen für Achimov (russisches Erdgasfeld, Anm.) abgebrochen. Es bedeutet aber auch, dass wir uns alle Optionen ansehen, wie wir mit unserer 24,99-Prozent-Beteiligung am Juschno-Russkoje-Gasfeld weiter umgehen können. Alle Optionen bedeutet vom Verkauf bis zu Exit, allerdings gibt es eine komplexe rechtliche Situation dort, die wir jetzt untersuchen", erklärte Stern.
Auch die Gaspipeline Nord Stream 2, an der die OMV über ein Konsortium beteiligt ist, wird mit mehr als 900 Millionen abgeschrieben. "Vielleicht ist das Projekt Nord Stream 2 nicht mehr herzustellen", so der Vorstandschef. Am derzeit bestehenden Gasliefervertrag mit der russischen Gazprom ändert sich derzeit, trotz Krieg, wohl nichts. "Hier müssen wir aber auch die Versorgungssicherheit in Österreich im Auge behalten", sagte Stern.
Dennoch ist der Konzern um Diversifikation bemüht. In Rumänien soll bis 2023 die Investitionsentscheidung für das Gasfeld "Neptun Deep" im Schwarzen Meer fallen. Dafür sind Investitionen von circa 2 Milliarden Euro veranschlagt. Das erste Gas könnte 2027 fließen. Außerdem wolle man auch Gespräche mit den Arabischen Emiraten vorantreiben.
Rund 40 Prozent der Investitionen sollen in nachhaltige Projekte fließen. Den Investoren werden wachsende Dividenden in Aussicht gestellt, die Gewinne sollen bis 2030 gleich bleiben. Ganz so überzeugend dürfte die neue Strategie aber wohl nicht gewesen sein. Die OMV-Aktie gab am Mittwoch im Handelsverlauf um bis zu 7,5 Prozent nach. (del)