Es ist eine wahre Geschichte, und eine, die wie gemacht scheint für einen Film: In " Eismayer" berichtet Regisseur David Wagner nicht nur von einem gestrengen Ausbildner beim Bundesheer, sondern auch von dessen unterdrückter Homosexualität. Als sich Vizeleutnant Eismayer (großartig gespielt von Gerhard Liebmann) in den Rekruten Mario (Luca Dimic) verliebt, gerät sein geordnetes und von Disziplin durchdrungenes Leben völlig durcheinander. Seine Vorstellung vom Militärdienst ist mit einer schwulen Liebesbeziehung nicht vereinbar; Eismayer muss erst lernen, dem Ruf seines Herzens zu folgen und sich selbst zu lieben, was vor dem Hintergrund einer traditionellen, auf Vorschriften und Härte getrimmten Bundesheer-Kulisse alles andere als einfach ist.

"Der echte Charles Eismayer war zu meiner Zeit beim Bundesheer eine Legende", erzählt David Wagner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" beim Filmfestival von Venedig. "Jeder kannte seinen Namen, jeder hatte Ehrfurcht vor ihm". Dass der heute 64-jährige Eismayer 2014 seine Beziehung zu seinem nunmehrigen Ehemann Mario Falak öffentlich machte, nachdem er sich kurz zuvor geoutet hatte, war wie ein Paukenschlag. "Die beiden haben damals in Gala-Uniform geheiratet, und für das Bundesheer war das etwas ganz Neues", erinnert sich Wagner, der Charles Eismayer und Mario Falak vor den Dreharbeiten kennenlernte und ausführliche Gespräche  mit ihnen führte. Sein Hintergrundwissen bringt Wagner in seine Verfilmung ein - was " Eismayer" zu einer nicht nur glänzend gespielten Suche nach dem eigenen Lebensglück macht, sondern auch das Milieu beim Bundesheer vortrefflich beschreibt. Man ist dort nicht gefeit vor Vorurteilen, aber doch gibt sich das Heer viel weltoffener als man es zunächst vermuten würde.

Der echte Charles Eismayer und sein Ehemann Mario Falak kamen zur Premiere des Films nach Venedig. 
- © Katharina Sartena

Der echte Charles Eismayer und sein Ehemann Mario Falak kamen zur Premiere des Films nach Venedig.

- © Katharina Sartena

"Charles Eismayer ist von seiner Persönlichkeit her, um es direkt zu formulieren, eine ‚Rampensau’, das hat mir sehr in die Hände gespielt", sagt Wagner. "Bereits in den Zeitungsinterviews war klar, dass er keinerlei Scheu hatte, darüber zu reden. Ich hatte den Eindruck, dass er mit diesem Outing die Flucht nach vorne angetreten hat. Irgendwann hat er begriffen, dass es besser ist, voll rauszugehen, um eine Akzeptanz zu erlangen. Insofern war es nicht so schwierig, ihn zu überzeugen, einen Film daraus zu machen".

Regisseur David Wagner beim Interview-Termin in Venedig. 
- © Katharina Sartena

Regisseur David Wagner beim Interview-Termin in Venedig.

- © Katharina Sartena

"Eismayer", der in Venedig in der Reihe "Settimana della critica" gezeigt wurde, wird ab Ende Oktober in den heimischen Kinos zu sehen sein.