Mit "mother!" wollte Darren Aronofsky, Regisseur von Filmen wie "Black Swan" oder "The Wrestler" eine glanzvolle Rückkehr an den Lido von Venedig feiern, doch beim hiesigen Filmfestival ist sein neuer Film durchgefallen. Es gab laute Buh-Rufe bei der Pressevorstellung. Nicht vereinzelt, sondern massiv.
Jennifer Lawrence und Javier Bardem spielen ein Paar mit größerem Altersunterschied und wunderbarem Haus. Das liegt recht abgeschieden, und als eines Tages ein ungebetener Gast (Ed Harris) in der Tür steht, beginnt alles aus dem Ruder zu laufen. Er will angeblich nur für eine Nacht bleiben, doch als am nächsten Tag auch dessen Gattin (Michelle Pfeiffer) ankommt, gibt es kein Zurück mehr für die Entwicklungen, die nun über das Ehepaar hereinbrechen. Ein Horrorthriller beginnt.
Mit Bild und Ton in extremen Dimensionen erschafft Aronofsky ein bedrohliches Szenario voller Angstzustände und Psychothriller-Elemente, die lange Zeit auf etwas zusteuern, das sich am Ende als recht banal in seiner Ausformung entpuppt.
"Aus mir herausgeschossen"
"Ich habe diesen Film in fünf Tagen zu Papier gebracht", erinnert sich Darren Aronofsky in Venedig. "Normalerweise brauche ich für meine komplexen Filme zwei Jahre. Aber diesmal ist es richtig aus mir herausgeschossen. Ich glaube, mother! ist auch deshalb so schnell entstanden, weil ich damit auf die Ungewissheiten unserer Zeit reagiert habe. Ich fühle mich hilflos bei alldem, was rund um uns passiert. Ich musste das einfach aufschreiben", so Aronofsky. "Mein Film ist eine Achterbahnfahrt - und es sollten nur diejenigen einsteigen, die bereit sind, einen Looping nach dem anderen mitzumachen".
Weil Aronofsky die Hauptrolle mit Jennifer Lawrence besetzt hat, sind die beiden heute auch ein Paar. Nach den Dreharbeiten im vergangenen Herbst hat es gefunkt, "obwohl ich solche Harvard-Typen eigentlich nicht mag", scherzt Lawrence. Immerhin hat ihr Aronofsky neue Horizonte eröffnet: "Die Rolle war völlig anders als alles, was ich bisher gespielt habe", sagt Jennifer Lawrence. "Ich zeige darin eine komplett andere Seite an mir, und Darren hat mir geholfen, mit dieser Seite in Kontakt zu treten. Das war sehr schwierig. Ich musste mich an einen sehr düsteren Ort begeben für diesen Film".
Das Experimentelle an "mother!" war für einige Kinobesucher am Lido zu viel. Zu viel Verstörung, zu viel Provokation, zu viel Künstlichkeit: Es gibt diese Ader im Körper des Künstlers Aronofsky, nämlich da, wo er vom Realismus so weit abbiegt, dass er ihn aus den Augen verliert. Ein bisschen was davon ist in jedem seiner Filme, auch in "Black Swan", aber "mother!" schwebt da nochmal in ganz anderen Sphären.
Auch, wenn es für "mother!" am Lido vorwiegend Buhrufe gab: Lawrence wird für ihre Performance bereits eifrig gelobt. Kann gut sein, dass dieser jungen Frau im Frühjahr 2018 schon wieder eine Oscarnominierung ins Haus steht.