Der bekannteste der eritreischen Schlepper ist Medhani Mered, auch bekannt als "General". Er wird seit dem Untergang seines Flüchtlingsbootes im Jahr 2013, bei dem 368 Menschen starben, mit internationalem Haftbefehl gesucht. Mit Hilfe britischer Geheimdienstinformationen hatte Sudans Polizei den angeblichen Mered 2016 in Sudans Hauptstadt Khartum aufgespürt, ihn festgenommen und nach Italien ausgeliefert. Dort stellte das Gericht jedoch fest: Bei dem Verhafteten handelt es sich nicht um den "General" oder den "Al Capone der Wüste", wie er in Italiens Medien auch genannt wird, sondern um einen eritreischen Flüchtling mit demselben Namen. Der Flüchtling Mered wurde erst vergangene Woche nach drei Jahren Haft vom Gericht in Palermo freigesprochen und aus der Haft entlassen. Der richtige Mered hingegen geht Recherchen der "Wiener Zeitung" zufolge seit über einem Jahr im eritreischen Supermarkt TMT in Kampala seine Zigaretten kaufen.
Seit der Verhaftung des falschen Mereds in Khartum haben sich zahlreiche zuvor im Sudan und in Libyen ansässige Schlepper in Uganda niedergelassen. Von hier aus haben sie jetzt neue Routen etabliert: mit dem Flugzeug um die halbe Welt.
"Eritreische Flüchtlinge werden jetzt bis nach Nordamerika geschleust", so Gerrima, der mit zahlreichen seiner Landsleute auf dieser neuen Route via Facebook und WhatsApp in Kontakt steht. "Sie fliegen von afrikanischen Flughäfen über Umwege nach Südamerika - zum Beispiel Uruguay. Von dort geht es mit dem Auto weiter", erklärt Gerrima die beschwerliche Route: "Weil sie Kontrollen meiden müssen, kann das ein, zwei sogar sechs Monate dauern oder sogar Jahre."
Schlepper kaufen Restaurants, Hotels und Supermärkte
Teuer ist diese neue Route noch dazu. Bis zu 30.000 Dollar zahlen Flüchtlinge pro Person. Ein gutes Geschäft für die Schlepper. Das Geld investieren sie derzeit großzügig in Restaurants, Hotels und Supermärkte in Uganda - offenbar unbemerkt. Moses Binoga, zuständig für die Bekämpfung von Menschenhandel und Schleppern in Ugandas Einwanderungsbehörde, erklärt: Von eritreischen Schleusernetzwerken wisse er nichts. Es könne jedoch durchaus sein, dass Uganda für viele Geflüchtete als Transitland diene.
"Der EU-Deal mit Sudan und Libyen, Schlepper zu bekämpfen, funktioniert nicht", so Gerrima. "Er hat die Schlepper nur klüger gemacht." Jetzt gehen die Routen über mehrere Flughäfen, sie beschaffen mehrere Visa. "Das lässt sich nicht mehr einfach kontrollieren." Er schlussfolgert: "Wenn jemand so viel Mühe und Geld da hineinsteckt, dann wird dieses Netzwerk bleiben, selbst wenn es Frieden in Eritrea gibt."