Washington/Moskau. Nach den Enthüllungen des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden hat Geheimdienstchef General Keith Alexander von der National Security Agency (NSA), verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Die Arbeitsabläufe würden gründlich überprüft, um Computerexperten wie Snowden künftig besser überwachen zu können, sagte Alexander am Sonntag dem Fernsehsender ABC. Snowden habe "einige unserer Geheimnisse gestohlen".
Das Justizministerium in Washington erklärte, es bemühe sich bei der Strafverfolgung Snowdens um Zusammenarbeit mit den Behörden derjenigen Länder, in denen der 30-jährige US-Bürger möglicherweise Zuflucht finden werde.
Der Ende Mai in Hongkong untergetauchte Snowden landete unterdessen an Bord einer Aeroflot-Maschine in Moskau. Von dort aus wolle er über Havanna in die venezolanische Hauptstadt Caracas fliegen, meldeten russische Nachrichtenagenturen.
Auf seinem Flug von Hongkong nach Moskau wurde Snowden nach Angaben der Enthüllungsplattform Wikileaks von Diplomaten begleitet. Deren Nationalität nannte Wikileaks nicht. In einer Erklärung der vom Australier Julian Assange gegründeten Plattform hieß es weiter, auch juristische Berater von Wikileaks hätten sich in dem Flugzeug befunden.
Assanges Anwalt, der ehemalige spanische Richter Baltasar Garzon, erklärte, er wolle einen Beitrag zu Snowdens Schutz und zur "Verteidigung seiner Rechte" leisten. Was Assange und Snowden wegen deren Enthüllungen zugunsten der Öffentlichkeit angetan werde, sei ein "Angriff auf das Volk".
Die spektakuläre Ausreise Snowdens von Hongkong nach Moskau löste in den USA Empörung aus. Der einflussreiche demokratische Senator Chuck Schumer drohte Moskau, dies werde "ernste Konsequenzen" für die russisch-amerikanischen Beziehungen haben. Der russische Präsident Wladimir Putin müsse von der Aktion gewusst haben, sagte er dem TV-Sender CNN am Sonntag. Es scheine, als wolle "Russland den USA Knüppel zwischen die Beine werfen". Er gehe davon aus, dass sich Washington in Moskau um eine Auslieferung Snowdens bemühe.
Von Hongkong aus hatte der frühere Mitarbeiter einer IT-Spezialfirma erstmals vor zwei Wochen massive Spionage der USA im Internet enthüllt und damit weltweit Empörung über die Geheimdienstpraktiken ausgelöst. Noch in den USA hatte Snowden (30) durch seine Arbeit Zugriff auf zahllose Geheimdienstdokumente. Zuletzt legte der US-Bürger noch Dokumente über ein britisches Überwachungsprogramm im Internet sowie die Datenspionage von US-Diensten in China offen. Die US-Regierung hat Anklage wegen Geheimnisverrats gegen Snowden erhoben und seine Festnahme in Hongkong beantragt. Die Behörden dort ließen in aber ausreisen.