Moskau/Washington. Bereits Sonntagabend hat der flüchtige US-Whistleblower Edward Snowden um Asyl in Russland angesucht, Präsident Wladimir Putin will ihm dieses nun gewähren - unter bestimmten Bedingungen. Falls Snowden in Russland bleiben wolle, gebe es nur "eine Bedingung", sagte Putin. "Er muss seine Tätigkeit einstellen, die darauf abzielt, unseren amerikanischen Partnern zu schaden". Russland liefere jedoch "niemals" jemanden aus - und habe auch in diesem Falle "nicht die Absicht dazu". Ob Snowden tatsächlich Asyl in Russland bekommen wird, ist derzeit zweifelhaft.

  Am Sonntagabend gegen 22.30 Uhr (Ortszeit) habe die Snowden begleitende Wikileaks-Anwältin Sarah Harrison den Asylantrag Snowdens bei der Konsularabteilung des Flughafens abgegeben, sagte der russische Konsularbeamter Kim Schewtschenko am Montag am Moskauer Flughafen.

Eher geringe Chancen  
Die Chancen Snowdens tatsächlich Asyl in Russland zu bekommen scheinen jedoch vor dem Hintergrund weiterer Äußerungen Putins eher gering. Der 30-Jährige betrachte sich als "Verteidiger der Menschenrechte", so der Präsident. Daher habe er "offenbar nicht die Absicht", das Aufdecken von Geheimnissen einzustellen. Aus diesem Grunde werde Snowden genötigt sein, "ein Land auszuwählen, in das er gehen will," sagte Putin der den Ex-Geheimdienstler mit dem sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow verglich.

  Zudem wies Putin darauf hin, dass Russland in der Vergangenheit zwar niemanden ausgeliefert, jedoch sehr wohl Ausländer gegen "gefangene russische Agenten" ausgetauscht habe. Eine Aussage, die der Leiter des Moskauer Carnegie-Zentrums, Dmitri Trenin, als Hinweis auf einen möglichen Austausch Snowdens gegen die beiden in den USA verurteilten Russen Viktor Bout und Konstantin Jaroschenko interpretiert.

  Verhandelt werden könnte solch ein Austausch von der US-Bundespolizei FBI und dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB. Auf Wunsch Putins sowie des US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama stünden die Direktoren der Sicherheitsbehörden gegenwärtig in ständigem Kontakt, erklärte der Vorsitzende des russischen Nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, am Montag im Fernsehsender Russia 24.

  "Sie haben natürlich keine Lösung, die allen Beteiligten gefällt", sagte Patruschew zu dem Auftrag an die Chefs von FBI und FSB. Die beiden Beauftragten sollten eine Lösung finden, die "den Normen des Völkerrechts" entspreche. Bisher gebe es keine Lösung.

  Snowden hatte vor einigen Wochen groß angelegte Spionageprogramme von Geheimdiensten in den USA und Großbritannien publik gemacht, nachdem er sich von seinem Arbeitsplatz in Hawaii abgesetzt hatte. Der IT-Spezialist hält sich seit dem 23. Juni offenbar im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo auf. Die US-Behörden haben seinen Pass für ungültig erklärt. Auslieferungsabkommen zwischen den USA und Russland gibt es nicht.