Wien/Washington/La Paz. Das Flugzeug des bolivischen Präsidenten Evo Morales ist wegen des Verdachts, den ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden an Bord zu haben, zu einer Zwischenlandung in Österreich gezwungen worden. Außenminister David Choquehuanca sagte, Portugal und Frankreich hätten der Maschine plötzlich die Überfluggenehmigung verweigert, als sie sich auf der Rückreise von einem Staatsbesuch in Russland befunden habe. Daraufhin sei das Präsidentenflugzeug nach Wien umgeleitet worden.
Die Behörden hätten erklärt, die Verweigerung der Überflugrechte habe "technische Gründe", sagte Choquehuanca. Nach Informationen, die man erhalten habe, habe aber der unbegründete Verdacht den Zwischenfall ausgelöst, dass Morales den flüchtigen Snowden an Bord genommen habe. "Wir wissen nicht, wer diese Lüge erfunden hat", fügte der Außenminister hinzu.
Spanien verweigert Überflug
Nach Angaben des bolivianischen Verteidigungsministers Ruben Saavedra hat Spanien den Luftraum für die Maschine des bolivianischen Präsidenten Evo Morales noch nicht freigegeben. Die spanische Regierung verlange als Vorbedingung eine Inspektion der Präsidentenmaschine, was inakzeptabel sei, erklärte Saavedra am Mittwochvormittag vor Journalisten auf dem Wiener Flughafen. Wie die Delegation von Morales mitteilte, wurde Bundespräsident Heinz Fischer am Flughafen erwartet.
Saavedra beschuldigte die spanische Regierung, als einziges jener Länder, die bisher den Überflug der Präsidentenmaschine blockiert hatten, an ihrer Haltung auf Druck der USA festzuhalten. Der Vorwurf, NSA-Aufdecker Edward Snowden befinde sich an Bord des Flugzeugs, sei ein "völlig unbegründetes Gerücht und absolut falsch", bekräftigte der bolivianische Verteidigungsminister.
Dringlichkeitssitzung der lateinamerikanischen Staatengruppe UNASUR
Wegen des Zwischenfalls habe der gegenwärtige Vorsitzende der lateinamerikanischen Staatengruppe UNASUR, der peruanische Präsident Ollanta Humala, eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die Staatsoberhäupter mehrerer Länder, darunter Argentinien, Venezuela, Ecuador und Uruguay, hätten bereits ihre Teilnahme zugesagt. Die Tatsache, dass Morales in Wien festsitze, nannte Saavedra eine "Geiselhaft" für den bolivianischen Präsidenten.
Snowden hält sich seit mehr als einer Woche im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo auf. Er kann ihn ohne russisches Visum nicht verlassen, nachdem die USA seinen Pass für ungültig erklärt hatten. Der Enthüller der Späh- und Spionageprogramme des US-Geheimdienstes NSA hat in zahlreichen Staaten Asyl beantragt. Einen Asylantrag in Russland hatte er dagegen selbst zurückgezogen. Die USA suchen weltweit nach dem 30-Jährigen und haben alle Regierungen aufgefordert, ihm kein Asyl zu gewähren.