Köln. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist seit Monaten das Ziel von mutmaßlichen Spähangriffen eines ausländischen Geheimdienstes. Ein DLR-Sprecher bestätigte am Sonntag einen entsprechenden Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Demnach sind mehrere Computer von Wissenschaftlern und Systemadministratoren mit Spionage-Programmen infiltriert worden.
Betroffen sollen alle eingesetzten Betriebssysteme sein. Das Raumfahrtzentrum bei Köln habe deshalb das von der deutschen Regierung gegründete Nationale Cyber-Abwehrzentrum in Bonn eingeschaltet, berichtete das Nachrichtenmagazin.
Systematische und koordinierte Angriffe
Die Angriffe seien koordiniert und systematisch erfolgt und hätten eine neue Qualität, was die offensichtlich langfristige Planung der Operation und die Perfektion der eingesetzten Trojaner angehe, heißt es weiter. Trojaner sind als harmlose Software getarnte schädigende Programme ("Malware"), die zum Beispiel über E-Mail-Anhänge verbreitet werden. Trojaner führen vom Benutzer unbemerkt Aktionen auf dessen Computer aus.
Laut "Spiegel" weisen einige Indizien des Spähangriffs in Richtung China. IT-Forensiker des deutschen Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik hätten im Code einiger Trojaner chinesische Schriftzeichen und wiederkehrende Tippfehler entdeckt, die auf Angreifer aus Fernost hindeuteten. Das könne aber auch Tarnung sein.
Dem Bericht zufolge stuft die deutsche Regierung den Fall als äußerst ernst ein, weil es um Rüstung und Raketentechnologien gehen soll.
Ermittlungen wegen Ausspähung von Raumfahrtzentrum
Der deutsche Generalbundesanwalt Harald Range hat wegen der Spionage-Attacke gegen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt eingeleitet. Es werde dem Verdacht einer geheimdienstlichen Agententätigkeit nachgegangen, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin. Mit der Strafverfolgung sei das Bundeskriminalamt beauftragt worden. Der Sprecher von Innenminister Thomas de Maiziere bezeichnete den seit Monaten laufenden Spähangriff als "ernsten Vorfall".
Eine DLR-Sprecherin bestätigte einen "Spiegel"-Bericht, wonach mehrere Computer von Wissenschaftlern und Systemadministratoren mit Spionage-Programmen infiltriert wurden. Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum in Bonn ist eingeschaltet.
Laut dem Bericht entdeckten IT-Spezialisten die Spur von Trojanern. Sie seien so programmiert gewesen, dass sie sich bei Entdeckung selbst zerstörten. Die Angriffe seien koordiniert und systematisch vorgenommen worden, alle vom DLR eingesetzten Betriebssysteme seien betroffen. Die Ermittler gehen demnach von der Attacke eines ausländischen Geheimdienstes aus. Indizien wiesen in Richtung China. Die Bundesregierung wollte sich wegen der andauernden Ermittlungen nicht zu Details äußern.