Weimar. Nach einem TV-Bericht über die Arbeitsbedingungen beim Online-Modehändler Zalando hat der Datenschutzbeauftragte des deutschen Bundeslandes Thüringen, Lutz Hasse, eine Prüfung angekündigt. Es solle herausgefunden werden, wer bei dem Unternehmen auf welche Daten Zugriff habe und wofür die Informationen genutzt würden, sagte Hasse der "Thüringischen Landeszeitung" vom Donnerstag.

Hintergrund seien Aufnahmen mit versteckter Kamera, die zeigten, wie Mitarbeiter im Erfurter Logistikzentrum von Zalando mit detaillierten Leistungsdaten konfrontiert wurden, schrieb das Blatt.

Zalando wehrt sich
Der Fernsehsender RTL hatte am Montag die Reportage einer Undercover-Reporterin ausgestrahlt, die im Erfurter Zalando-Standort gearbeitet hatte. Dem Bericht zufolge wurden die Mitarbeiter dort ständig kontrolliert und unter Leistungsdruck gesetzt. Unter anderem seien dazu die Daten von Scannern benutzt worden, mit denen die Beschäftigten Waren erfassen, die sie durch das Lager transportieren, berichtete RTL.

Zalando wehrt sich gegen die Berichterstattung und hat Anzeige wegen des Verrats von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen erstattet, wie "Handelsblatt Online" berichtete. "Wir müssen verhindern, dass unsere Prozesse und Systeme, die wir zum Teil selbst entwickelt haben, irgendwo auf Film verfügbar sind", sagte Zalando-Sprecher Boris Radke "Handelsblatt Online".

Bereits im Herbst hatte der "Spiegel" Zalando-Mitarbeiter aus Erfurt zitiert, die sich über die Arbeitsbedingungen beklagten. Auch sie machten damals geltend, dass das Arbeitstempo genau protokolliert werde.

Zalando wurde im Jahr 2008 gegründet. Im Februar meldete das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin ein Umsatzplus von 50 Prozent im vergangenen Jahr. Es seien Waren im Wert von 1,8 Mrd. Euro verkauft worden.