Amsterdam. Bei einer zweitägigen Razzia gegen die Vertreiber und Nutzer der Schad-Software BlackShades in 16 Staaten - darunter Deutschland - sind 97 Menschen festgenommen worden. Insgesamt wurden 359 Wohnungen durchsucht, wie die Behörde Eurojust, die europäische Justizbehörden koordiniert, am Montag mitteilte. Neben Computern, Handys und Festplatten seien Bargeld, Waffen und Drogen beschlagnahmt worden. US-Gerichtunterlagen zufolge wurde auch der mutmaßliche Chef der Organisation hinter BlackShades festgenommen, der Online als "marjinz" bekannte Alex Yucel. Dabei seien die US-Ermittler von einem der Schöpfer von BlackShades als Informant unterstützt worden. Er habe zuvor versucht, einem verdeckt ermittelnden FBI-Agenten die Software zu verkaufen.

Der US-Bundespolizei zufolge kauften Tausende Menschen in mehr als 100 Ländern BlackShades und verseuchten damit über eine halbe Million Computer. Das Programm gilt als fortgeschrittenes Hacker-Werkzeug. Damit ist es möglich, die Kontrolle über fremde Computer zu erlangen und unter anderem auf die Kamera zuzugreifen. In den Niederlanden wurde jüngst ein 18-Jähriger unter dem Vorwurf festgenommen, mindestens 2000 Rechner mit BlackShades infiziert und dann Bilder von Frauen und Mädchen aufgenommen zu haben. Zum kann damit die Festplatte der befallenen PCs verschlüsselt werden. Sie wird dann nur gegen ein Lösegeld wieder entschlüsselt.

Yucel soll dabei den Vertrieb der Software wie ein Unternehmen organisiert haben. Den US-Behörden zufolge stellte er einen Marketingleiter und einen Website-Entwickler ein. Ein Kundendienst habe Fragen der Kunden online beantwortet. Zwischen September 2010 und April 2014 soll BlackShades einen Umsatz von mehr 350.000 Dollar erwirtschaftet haben.