Berlin. Der NSA-Enthüller Edward Snowden erwägt nach einem Bericht des "Spiegel" offenbar, unter bestimmten Bedingungen in sein Heimatland USA zurückzukehren. "Es gibt Verhandlungen", zitiert das Nachrichtenmagazin Snowdens deutschen Anwalt Wolfgang Kaleck. "Alle, die mit der Sache zu tun haben, sind sich bewusst, dass eine einvernehmliche Lösung mit den US-Behörden das Sinnvollste wäre."

Man bemühe sich daher, "zumindest mittelfristig eine Lösung zu finden, die für Edward Snowden erträglich ist". Er selbst sei an den Verhandlungen allerdings nicht beteiligt, sagte Kaleck.

Der Computerspezialist Snowden hatte die Spionageprogramme des US-Geheimdienstes öffentlich gemacht und damit eine weltweite Affäre losgetreten. Snowden flüchtete nach Russland und wird von den USA wegen Geheimnisverrats per Haftbefehl gesucht.

Journalist Greenwald fordert von der Schweiz Asyl für Snowden

Jedes Land, das von den Enthüllungen des Ex-Geheimdienstlers Edward Snowden profitiert, müsse diesem Asyl gewähren. Dazu gehöre auch die Schweiz, findet der US-Journalist Glenn Greenwald. Er hatte 2013 die NSA-Affäre in der britischen Zeitung "The Guardian" publiziert.

"Ein stabiles, wohlhabendes und wichtiges Land wie die Schweiz kann Snowden aufnehmen", sagte Greenwald in einem Interview, das am Samstag die Zeitungen "Tages-Anzeiger" und "Der Bund" publizierten. Die Schweizer Regierung würde durch ein Asyl weit kleinere Risiken auf sich nehmen, als dies der Whistleblower tat: "Die USA wird die Schweiz nicht bestrafen."

Bezüglich einer mutmaßlichen Zusammenarbeit zwischen der NSA und der Schweiz sagte Greenwald, die Schweiz finde sich in jener Gruppe von Staaten, mit denen die USA in spezifischen Geheimdienstfragen zusammenarbeiten würden, "zum Beispiel zu konkreten Ländern oder in der Überwachung gewisser Regionen oder einzelner Gruppen".

Im vergangenen November hatte Verteidigungsminister Ueli Maurer festgehalten, die Schweiz pflege keinen Kontakt zum US-Dienst NSA. Greenwald sagte im Interview: "Die NSA sieht in der Schweiz eine Überwachungspartnerin." Es gebe Dokumente über die schweizerische Überwachung durch die NSA. Falls die erwähnte Kooperation beendet worden sei, müsse das vor kurzer Zeit geschehen sein.

Es gebe zudem Hinweise, dass die NSA das Schweizer Bankensystem ausspioniere. US-Geheimdienste zeigten unter anderem großes Interesse an Banking und Geldflüssen. "Fakt ist, dass die NSA gezielt einzelne Branchen aushorcht, oft die Konkurrenten von US-Unternehmen", hielt Greenwald fest. Man müsse sehr naiv sein, zu glauben, das täten sie nicht, um wirtschaftliche Vorteile zu erlangen.