Menlo Park/Neu-Delhi. Facebook-Managerin Sheryl Sandberg hat Fehler im Umgang mit der umstrittenen Psycho-Studie eingeräumt, bei der die Startseiten von hunderttausenden Nutzern des sozialen Netzwerkes manipuliert wurden. "Wir haben bei diesem Thema wirklich schlecht kommuniziert", sagte die Geschäftsführerin am Mittwoch bei einem Auftritt im indischen Neu Delhi. "Wir nehmen die Privatsphäre auf Facebook sehr ernst."
Eine weitergehende Stellungnahme auf Rückfragen von Journalisten lehnte sie aber ab. Im Juni war eine Studie der Cornell University und der University of California in San Francisco veröffentlicht worden, für die Facebook heimlich den Inhalt des Newsfeeds - also der Startseite - von knapp 700.000 englischsprachigen Nutzern manipuliert hatte. Dabei wurden den nicht eingeweihten Testpersonen im Jahr 2012 eine Woche lang überwiegend positive oder negative Einträge von Freunden angezeigt, um herauszufinden, wie sich dies auf ihre Stimmung auswirkt.
Sorge über mögliche Beeinflussungsmöglichkeiten
Das Ergebnis: Nutzer, die vor allem positive Kommentare sahen, stellten selbst häufiger positive Statuskommentare online. Bei vorwiegend negativen Einträgen im Newsfeed, gaben die Nutzer auch eher negative Statusmeldungen ab. Die Ergebnisse bewiesen, "dass die auf Facebook gezeigten Gefühle unsere eigenen Gefühle beeinflussen", erklärten die Forscher. Angesichts der gigantischen Nutzerzahl bei der Studie weckte das Experiment Sorgen über die Möglichkeiten von Facebook, ihr Stimmung und das Denken zu beeinflussen.
Das Experiment, vor allem das heimliche Vorgehen, sorgte am Wochenende für Empörung in dem sozialen Netzwerk und rief auch Datenschützer auf den Plan. Die britische Datenschutzbehörde leitete am Mittwoch eine Untersuchung ein, mit der geklärt werden soll, ob Facebook mit der heimlichen Manipulation gegen Gesetze verstoßen habe. Die Behörde arbeite eng mit den irischen Kollegen zusammen, um mehr über die Umstände der Studie zu erfahren, sagte ein Sprecher. Die Europa-Zentrale von Facebook hat ihren Sitz im irischen Dublin.
Datenschützer alarmiert
Facebook hat mit einem heimlichen Experiment zur Manipulation von Nutzern die Datenschützer in Großbritannien alarmiert. Die zuständige Behörde ICO bestätigte am Mittwoch Ermittlungen gegen das weltgrößte Online-Netzwerk. Geprüft wird demnach, ob das Unternehmen rechtswidrig gehandelt hat.
Anlass ist eine wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 2012, die fast 700.000 Facebook-Nutzer betraf. Diese waren über das Vorhaben aber nicht informiert worden. Facebook wollte herausfinden, wie sich Nutzer zu positiven oder negativen Kommentaren bewegen lassen. Das Experiment hatte im Internet scharfe Kritik ausgelöst.
Noch sei unklar, gegen welche konkreten Gesetze Facebook verstoßen haben könnte, zitierte die "Financial Times" einen Sprecher der Behörde. Die Datenschützer von ICO können Geldstrafen von bis zu 500.000 Pfund (rund 627.000 Euro) verhängen und Unternehmen zur Änderung des Geschäftsgebarens zwingen. Ein Facebook-Sprecher betonte, in der Studie seien die Informationen der Nutzer ausreichend geschützt gewesen.