Wien. Die Konkurrenz kommt aus China und den USA und ist oft um Längen voraus - Europa müsse darum endlich eingreifen und seine IT-Industrie schützen, sagte der Chef der EU-Behörde für Informationssicherheit (ENISA), Udo Helmbrecht. "Wir sollten nicht alles immer nur dem freien Wettbewerb überlassen."
In den vergangenen Jahren verloren Firmen aus Europa in vielen Bereichen den Anschluss, etwa bei der Entwicklung von Mobiltelefonen oder Internet-Diensten. "Im Moment haben wir das einfach als Geschäftsmodell verloren. Sie können nicht einfach hier in Europa ein Facebook aufbauen oder ein Google aufbauen, weil sie nicht die kritische Masse bekommen", sagte Helmbrecht.
Europa hat die Technologien nicht mehr
Grund dafür sieht der Behördenchef im fehlenden Handeln der europäischen Politik. "Manche fragen, warum gibt's keine Siemens-Handy, warum gibt es die Handy-Sparte von Nokia nicht mehr? Früher wurde gesagt, Wettbewerb geht über alles. Heute haben wir die Technologie einfach nicht mehr", beklagte er. Dabei benötigten Schlüsselbranchen wie die Auto-Industrie neue Informationstechnologie für Innovationen.
Als Maßnahme spricht sich Helmbrecht für Förderung der IT-Branche durch den Staat aus. "Es wäre zwar Protektionismus, aber es wäre legitimierter Protektionismus, weil es die Arbeitsplätze in der Industrie erhalten würde", argumentiert er. Unterstützung könne es etwa in Form von Steueranreizen für die Betriebsansiedlung geben. Auch Banken könnten mehr für die Finanzierung von Start-Ups tun, sagte Helmbrecht.
Eigenentwicklungen durch den Staat sieht der Experte skeptisch. Helmbrecht verweist darauf, dass die Stadt München nach einem Experiment mit einem eigenen Betriebssystem auf Linux-Basis zu Windows zurückgekehrt sei. "Sie können noch so oft europäische Router oder europäische soziale Netzwerke fordern, am Ende muss es auch von Europäern genutzt werden und weltweit skalieren", sagt er. Die Treiber von Innovation seien letztlich die Unternehmen - und für die sei die Wirtschaftlichkeit entscheidend.