Nach der Diskussion rund um den Datenschutz in sozialen Netzwerken, richtet sich nun der Blick verstärkt auf Angebote, die weder von großen Konzernen betrieben, noch sorglos mit privaten Informationen umgehen. Nutzer, die Facebook und Co. den Rücken kehren wollen, haben mittlerweile eine breite Palette an Alternativen zur Verfügung.

Im Facebook-Universum finden sich neben dem sozialen Netzwerk, auch noch WhatsApp und Instagram weshalb diese Dienste ebenso nicht berücksichtigt werden, wie jene von Google. Wer keine Probleme mit dem Datensammeln von Google hat, findet in diesem Ökosystem zahlreiche Dienste, die Facebook ersetzen können.


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Vero
Ello
Tumblr
Mastodon
Pinterest
Signal
Telegram
Threema
Diaspora
EyeEM
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Anwender, die jedoch größeren Wert auf Unabhängigkeit, Datensicherheit und Kontrolle über eigene Daten legen, können sich aus mehreren Angeboten ihre Lieblingsmischung zusammenstellen. Eine spannende Facebook-Alternative, die bereits 2015 gestartet wurde, aber erst in jüngster Zeit einen enormen Zustrom an neuen Nutzern verzeichnen konnte, ist das soziale Netzwerk "Vero". Anfang März 2018 konnte der milliardenschwere CEO Ayman Hariri einen Anstieg auf über drei Millionen User verkünden. Davor war das Netzwerk mit rund 200.000 aktiven Mitgliedern eher ein Nischenangebot. Die App ist werbefrei und für iOS und Android verfügbar. Unklar ist, wie die Finanzierung in Zukunft erfolgen soll. Zunächst war ein kostenpflichtiges Jahresabonnement geplant, dieser Plan wurde allerdings aufgeschoben und der Zugang ist immer noch kostenlos. Auch wurde erklärt, dass man auf lange Sicht werbefrei bleiben und keinerlei Nutzerinformationen gewinnbringend verwenden wolle. Zusätzlich will man Einnahmen durch Transaktionsgebühren generieren, die Händler leisten müssen, wenn sie Produkte über Vero und den zu diesem Zweck implementierten "Buy now"-Button vertreiben. Der Nachrichtenstrom wird, im Gegensatz zu Facebook nicht durch einen Algorithmus vorgefiltert. Die Einträge erscheinen in chronologischer Reihenfolge. Zudem lassen sich Kontakte in die vier Kategorien "Follower", "Bekannte, "Freunde" und "enge Freunde" einteilen, die man somit gesondert adressieren kann. Voraussetzung für die Erstellung und Verifizierung eines Vero-Kontos ist die Angabe einer privaten Telefonnummer.

Als eine, ebenfalls werbefreie, Mischung aus Facebook und Pinterest, kann man das Netzwerk "Ello" bezeichnen. Die Anbieter haben sich dabei auf einige Grundregeln verständigt: Keine User-Daten an Werbetreibende oder Dritte zu verkaufen, keine Werbeeinschaltungen und auch der echte Name muss nicht angegeben werden. Der Fokus liegt auf Kunst, Fotografie und Netzkultur. Auch das deutsche Netzwerk "EyeEM" setzt auf diese Themen. Es bietet zudem aber auch die Möglichkeit, seine eigenen Bilder über die Plattform zu verkaufen. In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben – es setzt auf den deutsches Datenschutzrecht.

Eine vollkommene Kontrolle über Inhalte verspricht das Netzwerk "Diaspora". Da es sich um ein dezentrales Netzwerk handelt, gibt es keine einheitliche URL, unter der die Benutzer erreichbar sind. Andere Nutzer findet man über die Suchfunktion, die pod-übergreifende Ergebnisse liefert. Es gibt bei Diaspora auch keine globalen Benutzernamen wie bei zentralen Webangeboten, sondern jeweils einen Benutzernamen, der aus einem @-Zeichen und der Pod-Adresse zusammengesetzt ist. Diaspora ist eine freie Software, die auch auf eigenen Servern installiert werden kann.

Mastodon statt Twitter

Wer auch auf Twitter verzichten möchte, dem sei eine dezentrale und offene Alternative namens "Mastodon" empfohlen.Die kostenlose Plattform will sich als dezentrale Alternative zu Twitter etablieren. Jeder Anwender kann seine eigene Mastodon-Instanz betreiben und Freunde einladen. Das Mastodon-Gegenstück zum "Tweet" nennt sich "Toot" und kann bis zu  500 Zeichen lang sein. Für die Einträge gibt es individuelle Privatsphäre-Einstellungen. 

Neben dem bereits erwähnten Pinterest, das den Austausch über verschiedene Hobbys, Interessen und Einkaufstipps mithilfe virtueller Pinnwände ermöglicht, sind Snapchat und Tumblr ebenfalls zu nennen. Snapchat unterscheidet sich von anderen sozialen Mediendiensten in seinem Aufbau. Neben der herkömmlichen Messaging-Funktion für die Kommunikation von einer Person zur anderen oder in Gruppenchats erhalten die Nutzer keine Profile, die mit Inhalten weiter ausgebaut werden. Sie erhalten stattdessen ihre eigenen einseitig ausgerichteten Channels, über die immer wieder neue Inhalte verbreitet werden können. Tumblr ist schon seit 2007 am Markt und erlebt gerade ein neues kleines Hoch. Durch das Abwandern von Facebook hin zu Snapchat und Co. haben auch die Business-Plattformen Xing und LinkedIn neuen Aufwind als "Zweitplattform" erlebt – natürlich eher im beruflichen Kontext, aber auch mit einem Nachrichtenstrom.

Um WhatsApp und dem Facebook Messenger zu entgehen, gibt es mit Signal, Telegram und Threema gleich drei Angebote, die sich dem Thema Sicherheit verschrieben haben. Diese bieten unterschiedliche Funktionsumfänge und können sich durchaus mit WhatsApp messen.
Damit der Umstieg in eine sicherere Welt ohne Online-Giganten im Hintergrund funktioniert, heißt es vor allem eines – Freunde mitnehmen und Freunde finden. Soziale Netzwerke funktionieren nun einmal nicht alleine und was nützt die Sicherheit, wenn man dann digital vereinsamt.