Menlo Park/London. Der Datenskandal lässt Facebook keine Ruhe. Die Generalstaatsanwälte von 37 US-Bundesstaaten forderten vom weltgrößten Internet-Netzwerk eine Erklärung hinsichtlich der Rolle des Konzerns bei der illegalen Nutzung von Mitgliederinformationen durch die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica.

"Wir müssen wissen, dass die Nutzer Facebook vertrauen können", schrieben die Anwälte dem kalifornischen Tech-Riesen. Kurz zuvor hatte die US-Verbraucherschutzbehörde FTC in einem ungewöhnlichen Schritt ihre Ermittlungen öffentlich gemacht. Medienberichten zufolge begründete die FTC dies mit ihren erheblichen Bedenken bezüglich der Datenschutzpraktiken. Sollte sie Facebook für schuldig befinden, nachlässig gehandelt zu haben, kann sie Strafen aussprechen, die sich auf Tausende Dollar pro Tag belaufen können.

Auf der Welle des Charmes

Um nicht noch mehr Werbekunden und Nutzer zu verprellen, fährt Firmenchef Mark Zuckerberg nun eine Charmeoffensive. Am Dienstag warb der Konzern mit ganzseitigen Anzeigen in überregionalen deutschen Zeitungen um das Vertrauen der weltweit mehr als zwei Milliarden Nutzer. Ähnliche Bekanntmachungen hatte das Unternehmen zuvor bereits in den USA und Großbritannien geschaltet. Nun versicherte Zuckerberg: "Ich verspreche, dass wir unsere Arbeit in Zukunft besser machen."

Cambridge Analytica soll mit Hilfe der Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump unterstützt haben. Zu dem Vorfall muss Zuckerberg nun vor dem Justizausschuss des US-Senats aussagen. Der Vorsitzende des Komitees, Charles Grassley, teilte mit, er habe Zuckerberg sowie die Chefs des Google-Mutterkonzerns Alphabet und des Kurznachrichtendienstes Twitter für den 10. April zu einer Anhörung eingeladen. Der Firmenchef soll Stellung dazu nehmen, wie der Konzern künftig mit Kundendaten umgeht und erklären, welche Fehler begangen wurden.

Auch Deutschland will Erklärungen

Auch in Deutschland wird der Konzern in die Zange genommen: Die deutsche Justizministerin Katarina Barley erklärte nach einem Treffen mit Facebook-Vertretern in Berlin, das Unternehmen werde diejenigen Nutzer informieren, deren Daten missbraucht wurden. EU-Justizkommissarin Vera Jourova schrieb in einem Brief an das bei Facebook für das operative Geschäft zuständige Vorstandsmitglied Sheryl Sandberg, dass die Erklärungen des Internetkonzerns ihre Bedenken bisher nicht ausgeräumt hätten. Sie forderte Facebook auf, klarzustellen, ob Cambridge Analytica Daten von EU-Bürgern unangemessen verwendet hat.

Seit Bekanntwerden des Skandals hat die Facebook-Aktie an der Wall Street deutlich an Wert verloren. Am Montag kostete das Papier zeitweise nur noch 149 Dollar - so wenig wie seit Anfang Juli 2017 nicht mehr. Zum Handelsende ging es allerdings nach den heftigen Verlusten der vergangenen Tage mit einem Plus von 0,4 Prozent etwas in die Höhe.

Zuckerberg gibt Briten Korb: Kein Auftritt vor Ausschuss

Der Datenskandal hält Facebook in Bann. Firmenchef Mark Zuckerberg erteilte am Dienstag einem Auftritt vor britischen Parlamentariern eine Absage. Stellvertreter würden dem Ausschuss Digitales Rede und Antwort stehen, teilte das weltgrößte Internet-Netzwerk mit. Facebook steht unter immensem Druck, Antworten darauf zu liefern, wie es zum Missbrauch der Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern durch die britische Analysefirma Cambridge Analytics kommen konnte. Neben Abgeordneten fordern Datenschützer weltweit Erklärungen hinsichtlich der Rolle des Konzerns in der Affäre. Neu sind die Ermittlungen der US-Verbraucherschutzbehörde FTC und der Generalstaatsanwälte von 37 US-Bundesstaaten.

Facebook zufolge wird vor dem britischen Parlamentsausschuss entweder Technologiechef Mike Schroepfer oder Produktchef Chris Cox auftreten. Der Ausschussvorsitzende Damian Collins sagte, dies sei "erstaunlich". Die Abgeordneten würden gern Zuckerberg persönlich befragen, vielleicht sei dies auch über eine Videoleitung möglich. Dabei sind nicht nur britische Abgeordnete an einem Auftritt Zuckerbergs interessiert: Der Justizausschuss des US-Senats hat ihn neben den Chefs des Google-Mutterkonzerns Alphabet und des Kurznachrichtendienstes Twitter für den 10. April eingeladen.

Seit Bekanntwerden des Skandals hat die Facebook-Aktie an der Wall Street deutlich an Wert verloren. Am Montag kostete das Papier zeitweise nur noch 149 Dollar - so wenig wie seit Anfang Juli 2017 nicht mehr. Vorbörslich setzte sich die Talfahrt am Dienstag fort.

FACEBOOK VERSPRICHT IN ZEITUNGEN FÜR ZUKUNFT BESSERE ARBEIT

In den vergangenen Tagen hat sich der 33-jährige Firmenchef immer wieder in Interviews entschuldigt. Zu der Charmeoffensive gehörten auch ganzseitige Anzeigen in überregionalen Zeitungen in den USA, Großbritannien und am Dienstag auch in Deutschland. Facebook geht es dabei vor allem darum, Werbekunden und Nutzer zu halten, die vom Skandal und der fehlenden Transparenz bei den Datenschutzregeln abgeschreckt sind. Zuckerberg wirbt deshalb: "Ich verspreche, dass wir unsere Arbeit in Zukunft besser machen."

Dazu soll in Deutschland auch die Bertelsmann-Tochter Arvato beitragen, die sich um die Löschung von Hass-Kommentaren und von anderen anstößigen Nutzerbeiträgen auf Facebook kümmert. Damit sind bei Arvato mittlerweile 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit Sorge verfolgt Bertelsmann-Chef Thomas Rabe jedoch die im aktuellen Datenskandal entbrannte Debatte über eine schärfere Regulierung. Dies dürfe nicht dazu führen, dass Medienunternehmen wie die Bertelsmann-Tochter RTL im Wettbewerb mit Facebook um Werbeerlöse durch neue Branchenvorschriften weiter benachteiligt würden, machte Rabe am Dienstag deutlich.