Der Nobelpreis in Physik geht heuer zur Hälfte an den britischen Mathematiker und Physiker Roger Penrose "für die Entdeckung, dass die Bildung Schwarzer Löcher der Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie" folgt, und zur anderen Hälfte an den den deutschen Astrophysiker Reinhard Genzel and die US-Astronomin Andrea Ghez für "die Entdeckung eines supermassiven kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie".

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Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm bekannt. Die Auszeichnung ist heuer mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Im Vorjahr ging die Auszeichnung zur Hälfte an den Kanadier James Peebles für Entdeckungen in der "physikalischen Kosmologie" und zur anderen Hälfte an die zwei Schweizer Michel Mayor und Didier Queloz für die Entdeckung eines "Exoplaneten im Umlauf um einen sonnenähnlichen Stern".

Licht in "dunkelstes Geheimnis des Universums"

Die drei Physik-Nobelpreisträger, Roger Penrose, Andrea Ghez und Reinhard Genzel hätten ein Stück weit Licht in "das dunkelste Geheimnis des Universums" gebracht. Das sagte der Generalsekretär der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, Göran Hansson, bei der Präsentation. Mit Ghez wird die erst vierte Frau mit der Auszeichnung gewürdigt. In einer ersten Reaktion zeigte sie sich "begeistert".

Dass sie diesem Preis erhalte, bringe für sie auch viel Verantwortung mit sich. Sie hoffe, "andere junge Frauen für das Feld begeistern zu können". Es gebe auf dem Gebiet noch jede Menge zu tun, so die 55-Jährige US-Forscherin. Immerhin wissen man noch keineswegs, was in Schwarzen Löchern passiert. Klar sei lediglich, dass in diesen wichtigen "Bausteinen des Universums" die "Gesetze der Physik zusammenbrechen".

Erste Hinweise auf Schwarze Löcher von Einstein

Die ersten Hinweise auf Schwarze Löcher fand bereits Albert Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie. So recht daran glauben wollte er jedoch nicht. Es war dann Roger Penrose, der 1965 - zehn Jahre nach Einsteins Tod - den Nachweis erbrachte, dass diese mysteriösen massereichen Gebilde Einsteins Theorie zufolge tatsächlich entstehen. So habe der britische Mathematiker und Physiker (89) "geniale mathematische Methoden" verwendet, um zu beweisen, dass Schwarze Löcher eine direkte Folge der Relativitätstheorie sind und letztendlich nicht mehr und nicht weniger gezeigt, als "dass Schwarze Löcher wirklich existieren", sagte David Haviland, Vorsitzender des Nobel-Komitees für Physik bei der Verkündigung.

Penrose lieferte aber auch eine detaillierte Beschreibung: "In ihrem Herzen verbergen Schwarze Löcher eine Singularität in der alle bekannten Naturgesetze aufhören", heißt es seitens des Nobelkomitees, das seinen Artikel als "bahnbrechend" bezeichnete, der nach wie vor als "der wichtigste Beitrag zur Allgemeinen Relativitätstheorie seit Einstein" gelte.

Genzel (68) vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München und Ghez (55) von der University of California in Los Angeles (USA) konzentrierten sich mit ihren Teams Anfang der 1990er Jahre auf das "Sagittarius A*" (gesprochen: Sigittarius A Stern) genannte Zentrum der Milchstraße, das Radiowellen aussendet. Sie vermaßen die Bahnen der hellsten Sterne in dieser Region sehr genau und zeigten, dass ein extrem schweres, unsichtbares Objekt sie auf große Geschwindigkeit beschleunigt. Sie zeigten, dass dieses rund 26.000 Lichtjahre entfernte supermassive Objekt rund vier Millionen Sonnenmassen in einem Gebiet nicht größer als unser Sonnensystem konzentriert und entwickelten dabei Methoden, um durch die riesigen Wolken aus interstellarem Gas und Staub zum Zentrum der Milchstraße zu sehen. "Ihre Pionierarbeit hat uns den bisher überzeugendsten Beweis für ein supermassives Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße geliefert", heißt es seitens des Nobelkomitees.

Blick "ins Herz unserer Galaxie"

Ghez' und Genzels Blick "ins Herz unserer Galaxie" offenbarte laut Ulf Danielsson, Astrophysiker an der Universität Uppsala und Mitglied des Nobelpreis-Komitees, tatsächlich "Unglaubliches". Ihre exakten Messungen ließen erkennen, dass die dortigen Sterne, "um etwas kreisten, das sie nicht sehen konnten".

Im Angesicht dieser Entdeckung habe die US-Astronomin zuerst "Zweifel und Neugierde verspürt", wie sie gegenüber Journalisten erklärte. Man musste nachweisen, "dass es ist, was wir glaubten, das es ist". So funktioniere nun einmal die für die Welt so wichtige Wissenschaft. Da es ihr ein Anliegen sei, dies zu vermitteln, liege der Fokus der Preisträgerin mittlerweile stärker auf der Lehre. Sie wolle "jungen Menschen mitgeben, warum das wichtig ist", betonte Ghez.