Das Welternährungsprogramm (World Food Programme, WFP) der Vereinten Nationen erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis. Das gab das Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt.
Das World Food Programme wird unter anderem für seine Bemühungen im Kampf gegen den Hunger sowie seinen Beitrag zur Verbesserung der Friedensbedingungen in Konfliktgebieten ausgezeichnet, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Preis-Bekanntgabe. Hunger zu verhindern trage dazu bei, Stabilität und Frieden in der Welt zu schaffen. Dies sei wichtig insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie.
Zeitweise "größte Fluggesellschaft der Welt"
Das Welternährungsprogramm hat sich "stolz" über die Auszeichnung gezeigt und dem Nobelkomitee "tiefen Dank" für die Ehrung ausgesprochen. "Das ist eine starke Erinnerung für die Welt, dass Frieden und kein Hunger Hand in Hand gehen", twitterte das WFP kurz nach der Bekanntgabe des Preisträgers am Freitag.
WFP is deeply humbled to receive the 2020 #NobelPeacePrize.
World Food Programme (@WFP) October 9, 2020
This is in recognition of the work of WFP staff who put their lives on the line every day to bring food and assistance to more than 100 million hungry children, women and men across the world. pic.twitter.com/cjHOtqLcLk
"Wir haben auch in diesem Jahr geliefert und mehr als unsere Pflicht erfüllt", sagte der Sprecher des WFP in Genf, Tomson Phiri. Das WFP habe trotz der weltweiten Reisebeschränkungen Hungrige versorgt. "Wir waren zu einem bestimmten Zeitpunkt die größte Fluggesellschaft der Welt", so Phiri. Das WFP hat Flugzeuge gechartert, nachdem kommerzielle Flüge, die sonst viel Material für das WFP befördern, nicht mehr geflogen waren.
Van der Bellen gratuliert "von Herzen"
"Von Herzen" hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem diesjährigen Preisträger des Friedensnobelpreises, dem World Food Programme (WFP) der UNO gratuliert. Mit seinem Ziel, den Hunger in der Welt zu bekämpfen, rette das Welternährungsprogramm täglich Leben "in einer Welt, in der eine von neun Personen an Hunger leidet", schrieb der Präsident am Freitag auf Twitter. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat das WFP als "würdigen Träger des Friedensnobelpreises" bezeichnet. Die Versorgung von Menschen in Not mit Nahrungsmitteln zähle zu den wichtigsten Aufgaben der Staatengemeinschaft. Das Welternährungsprogramm sei dafür "unersetzbar" und rette "Millionen Menschenleben", unterstrich Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ebenfalls ÖVP).
Geringe Beiträge Österreichs
Im vergangenen Jahr half das WFP nach eigenen Angaben 97 Millionen Menschen in 88 Ländern. Österreichs Beiträge zum Welternährungsprogramm waren in den vergangenen Jahren relativ niedrig. So stellte Österreich 2019 rund 4,8 Millionen US-Dollar (4,08 Mio. Euro) für die Arbeit des WFP - etwa in Burkina Faso, Äthiopien, Mosambik und im Jemen - zur Verfügung. Ein signifikanter Rückgang der österreichischen Beiträge war während der ÖVP-FPÖ-Regierung zu beobachten: 2018 zahlte die Bundesregierung laut WFP-Statistik nur 1,88 Millionen US-Dollar ein. 2017 waren es gar nur rund 530.000 US-Dollar.
Im laufenden Jahr hat Österreich dem WFP bisher (Stand: 3. Oktober) knapp 2,3 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt. Es liegt damit in der Auflistung auf Platz 44 (von insgesamt 87) und deutlich hinter vergleichbaren Ländern wie Schweden (156 Millionen) oder der Schweiz (73 Millionen US-Dollar).
Der Friedensnobelpreisträger wird als einziger aller Nobelpreisträger nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet und geehrt. Verliehen werden die Auszeichnungen am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel. In diesem Jahr findet das sowohl in Oslo als auch in Stockholm wegen der Coronavirus-Pandemie in anderem und deutlich kleinerem Rahmen statt.
Der Preis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Welt und ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr war der Friedensnobelpreis an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed gegangen, der damit vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt worden war. (apa, dpa, reuters)