Der Wirtschaftsnobelpreis geht heuer an Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson. Die beiden US-Ökonomen werden damit für ihre Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate geehrt, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekanntgab.

Auktionen sind wichtig, um Preise für Güter und Dienstleistungen in der Wirtschaft festzulegen - etwa bei Fischereirechten, im Handel von CO2-Emissionsrechten, bei Strompreisen sowie Start- und Landerechten an Flughäfen. "Jeden Tag werden mit ihnen astronomische Werte zwischen Käufern und Verkäufern bewegt. Sie haben Auswirkungen auf uns alle, vielleicht mehr, als wir denken", sagte der Vorsitzende des für den Wirtschaftsnobelpreis zuständigen Komitees, Peter Fredriksson. Hauskäufe, Strompreise und vieles andere werde von Auktionen beeinflusst.

Die Arbeit von Milgrom und Wilson ermögliche es, bessere Versteigerungen zu konzipieren, sagte Fredriksson. Sie hätten die Auktionstheorie an realistischere Umgebungen angepasst und mit ihrer Forschung erlaubt, völlig neue Auktionsformate zu erfinden. Davon profitierten Gesellschaften rund um den Globus.

Österreichs 5G-Auktion mit Nobelpreis-Wissen

Für die Forschung des aktuellen Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul Milgrom gibt es einen konkreten Anwendungsfall aus Österreich. Teile der jüngsten Versteigerung von Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G basieren auf Arbeiten des US-Ökonomen. Das für Frequenzvergabeverfahren zuständige Expertenteam der Regulierungsbehörde (RTR) verfolgt seit Jahren  die wissenschaftlichen Arbeiten Milgroms, hieß es von Seiten der RTR.

Die zweite 5G-Auktion war vergangenen Monat zu Ende gegangen. Der Auktionserlös betrug 202 Mio. Euro. Magenta (T-Mobile) ersteigerte Frequenzen um 86,7 Mio. Euro, A1 gab 65,6 und "Drei" (Hutchison) 49,6 Mio. Euro aus.

Paul R. Milgrom ist 1948 in Detroit geboren, Robert B. Wilson 1937 in Geneva im US-Staat Nebraska. Wie bei US-Preisträgern üblich, erreichte sie die Nachricht von der Auszeichnung wegen der Zeitverschiebung in der Früh. "Das sind sehr erfreuliche Neuigkeiten", sagte Wilson, als ihn die Stockholmer Akademie bei der Bekanntgabe telefonisch zuschaltete. Er verriet, dass er selbst niemals aktiv an einer Auktion teilgenommen habe, schränkte dann später jedoch ein: "Meine Frau weist mich darauf hin, dass wir Skischuhe auf eBay gekauft haben. Ich denke, das war eine Auktion."

10 Millionen Kronen Preisgeld

Damit sind für heuer alle Nobelpreisträger verkündet worden. Bereits in der vergangenen Woche waren die Auserwählten in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden bekanntgegeben worden. Alle Preise sind diesmal pro Kategorie mit 10 Millionen schwedischen Kronen (rund 960.000 Euro) dotiert, das ist eine Million Kronen mehr als 2019. Damals waren die drei Ökonomen Esther Duflo, Abhijit Banerjee und Michael Kremer für ihre Verdienste im Kampf gegen die globale Armut ausgezeichnet worden. Duflo ist die bisher erst zweite Frau unter den Preisträgern in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften gewesen.

Der Wirtschaftsnobelpreis geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel zurück. Er wird vielmehr seit Ende der 60er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet und gilt somit streng genommen nicht als klassischer Nobelpreis. Trotzdem wird er gemeinsam mit den anderen Preisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Diesmal finden die sonst so feierlichen Nobelpreisverleihungen in Stockholm und Oslo wegen der Coronapandemie in anderem und deutlich kleinerem Rahmen statt. In Stockholm, wo alle Preise bis auf den Friedensnobelpreis überreicht werden, ist statt der prunkvollen Zeremonie im Konzerthaus diesmal eine aus dem Rathaus übertragene Verleihung geplant, auf der die Preisträger aus ihrer jeweiligen Heimat zugeschaltet werden sollen.

Seit der ersten Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises 1969 war bisher erst ein Österreicher unter den Preisträgern: Der österreichische liberale Ökonom Friedrich August von Hayek erhielt 1974 den Preis gemeinsam mit dem Schweden Gunnar Myrdal für Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie. Der österreichische Verhaltensökonom Ernst Fehr (Uni Zürich) wurde in der Vergangenheit öfters als Kandidat für den Wirtschaftsnobelpreis genannt.