In Österreich war im vergangenen Jahr der Zustrom zum vorzeitigen Ruhestand besonders groß. Insgesamt 28.225 Neuzugänge in die Pension erfolgten 2020 über eine Frühpension. Das waren immerhin knapp 5000 Frühpensionisten mehr als im Jahr 2019 mit 23.331 vorzeitigen Alterspensionen. Das geht aus den jüngsten Daten der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) für Arbeiter und Angestellte hervor, die der "Wiener Zeitung" vorliegen.
Ein vergünstigter Zugang zur Frühpension dürfte im Vorjahr zum Andrang auf den vorzeitigen Ruhestand mitbeigetragen haben. Ab 1. Jänner 2020 war die sogenannte Hacklerfrühpension abschlagsfrei. Das bedeutet, dass es für Betroffene nach 45 Arbeits- und Beitragsjahren bei einem Frühpensionsantritt ab 62 keine Abschläge gibt, die Pensionsleistung wird somit nicht bis zum Lebensende gekürzt. Die Weichen dafür sind vor allem auf Betreiben der SPÖ und der Gewerkschaft knapp vor der Nationalratswahl im September 2019 letztlich auch mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ gestellt worden.
Nach den Daten der Pensionsversicherungsanstalt haben im Vorjahr 11.063 Neupensionisten diese Möglichkeit der abschlagsfreien Frühpension mittels Hacklerregelung oder mit einer Schwerarbeiterpension - ab 60 nach mehreren Jahren in einer belastenden, schweren Berufstätigkeit - in Anspruch genommen. Das ist insofern interessant, weil beim Beschluss der abschlagsfreien Frühpension pro Jahr lediglich mit rund 7000 Fällen gerechnet worden ist.
Abschaffung ab 2022 schon beschlossen
Mit gut 11.000 Betroffenen liegt die Zahl tatsächlich allein im Bereich der PVA deutlich darüber. Die Folge ist, dass die Kosten bereits im ersten Jahr der Neuregelung damit deutlich höher ausfallen werden. Die Sozialversicherung hatte mit Zusatzkosten von rund 50 Millionen Euro im ersten Jahr gerechnet. Experten haben gewarnt, dass die Zusatzkosten dann allerdings noch steigen werden. Die Möglichkeit der Hacklerfrühpension ab 62 wird praktisch ausschließlich von Männern genützt, weil Frauen derzeit bereits mit 60 Jahren regulär in Pension gehen können.
Die türkis-grüne Koalition hat daraufhin im November des Vorjahres im Eiltempo gesetzlich die Notbremse gezogen. Die abschlagsfreie Frühpension ist ab Anfang 2022 wieder abgeschafft worden. Im Gegenzug wurde eine Bonus-Lösung beschlossen, von der Männer und Frauen, die bereits vor dem 20. Lebensjahr zumindest ein Jahr gearbeitet haben, profitieren.
Der Zustrom in die Pension hat im vergangenen Jahr auch deutlich insgesamt zugenommen. Das geht ebenfalls aus den PVA-Daten hervor: 2020 wurden ingesamt 121.272 Neupensionierungen verzeichnet. Zum Vergleich: 2019 waren es 110.599 Neuzugänge in die Pension bei Arbeitern und Angestellten. Ein Mitgrund dafür ist, dass zunehmend Menschen aus den Babyboomer-Jahrgängen ins Pensionsalter kommen. Dazu kam im Vorjahr, dass durch die Corona-Krise auch viele ältere Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben, von denen jene, die die Anspruchsvoraussetzungen erfüllten, auch den Ruhestand antreten konnten.
Im Schnitt 2943 Euro für Hacklerpensionisten
Bezieher einer abschlagsfreien Frühpension erhielten im Schnitt im Vorjahr eine deutlich höhere Pensionsleistung. Diese lag nach den Daten 2020 bei 2943 Euro brutto im Monat, vor allem wegen der vielen Arbeits- und Beitragsjahre. Zum Vergleich: insgesamt lat die Durchschnittspension bei den männlichen Neupensionsten bei 1828 Euro brutto im Monat, jene der Frauen mit 1143 Euro brutto im Monat lag deutlich darunter.