Der bereits herrschende und in den kommenden Jahren verstärkt drohende Personalmangel im Pflegebereich in ganz Österreich führt zu neuen Maßnahmen in Niederösterreich. Das Land versucht jetzt, mit zusätzlichen finanziellen Anreizen die Ausbildung in Pflegeberufen attraktiver zu machen. Bei einer Klausur des ÖVP-Teams in der Landesregierung unter Führung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hat am Mittwoch eine entsprechende Initiative angekündigt. Wer sich für einen Pflegeberuf ausbilden lässt, erhält pro Monat eine Ausbildungsprämie von 420 Euro.
Das ist Teil eines Pflegeausbildungspakets des Landes Niederösterreich, in dem die ÖVP seit der Landtagswahl 2018 die absolute Mehrheit hält. Das Prämiensystem kommt bei der einjährigen Ausbildung zur Pflegeassistenz, bei der zweijährigen Pflegefachassistenz und bei dreijährigen einschlägigen Fachhochschulstudium zur Anwendung. Darüber hinaus werden die Studiengebühren in diesem Bereich in Höhe von 363 Euro pro Semester bei der Pflegeausbildung an Fachhochschulen vom Land ersetzt.
Bedingung für Auszahlung der Prämie
Das präsentierte Ausbildungspaket für die Pflege sieht weiters eine Aufstockung der Ausbildungsplätze auf 2100 im heurigen Jahr vor. Allerdings gibt es das Problem von fehlendem Nachwuchs auch in Niederösterreich. Deswegen blieben nach Angaben der ÖVP rund 20 Prozent der Ausbildungsplätze im Vorjahr leer. Dem wird nun mit der Einführung des Prämiensystems für mehr Nachwuchs im Pflegesektor begegnet.
Die Auszahlung wird allerdings an eine Bedingung geknüpft. Damit ausgebildete Pflegekräfte nicht anschließend in ein anderes Bundesland, allen voran Wien, abwandern, müssen sich die Betroffenen danach zu einer Tätigkeit im Bundesland verpflichten. Für die finanziellen Anreize stellt das Land pro Jahr rund zwölf Millionen Euro an Mitteln zur Verfügung. Österreich wird laut einer Studie bis 2030 mit 75.000 fehlenden Vollzeitkräften im Pflegebereich gerechnet. Weil viele auch in Teilzeit arbeiten, müssten bis dahin sogar 100.000 Beschäftigte zusätzlich als Pflegekräfte tätig werden.
Verdoppelung der Coronatests
Die ÖVP-Regierungsklausur fand nicht zufällig in Waidhofen an der Ybbs statt. Dort steht die Gemeinderatswahl bevor. Überschattet war das Treffen einmal mehr von den Meldungen um die drastisch steigenden Corona-Infektionszahlen. Landeshauptfrau Mikl-Leitner kündigte an, dass Niederösterreich seine Testkapazitäten von derzeit einer Million auf zwei Millionen Test verdoppeln wolle. Derzeit erfolgen allerdings erst 55 Prozent der Untersuchungen mittels PCR-Test, immerhin 45 Prozent durch die weniger zuverlässigen Antigen-Schnelltests.
Noch dazu gab es zuletzt auch an Niederösterreichs Schulen Verzögerungen bei der Übermittlung der Testergebnisse ähnlich wie in Oberösterreich. Mikl-Leitner mahnte wegen der Verspätungen, die Labors müssten die Vereinbarungen bezüglich der Coronatests einhalten. Als Sicherheitsnetz will man notfalls verstärkt auf Antigentests zurückgreifen und diese gemeinsam mit den Gemeinden als Partner an die Bevölkerung bringen.
Als beste Vorsorge zur Eindämmung der Omikron-Coronavariante sieht die ÖVP wie auch die türkis-grüne Bundesregierung die Corona-Schutzimpfungen an. In Niederösterreich gibt es nach den bei der Klausur vorgelegten Zahlen bei der gesamten Landesbevölkerung einen Anteil von 76,6 Prozent, die einmal geimpft sind, knapp 73 Prozent sind zweimal geimpft und knapp die Hälfte - nämlich 49,8 Prozent - sind bisher bereits dreimal geimpft. Verbunden damit war der Appell, sich bei 600 Impfangeboten landesweit eine Coronaimpfung zu holen. (ett)