In den kommenden Monaten hätte Österreich bei den 15a-Verhandlungen zum Finanzausgleich die Chance, das Gesundheitssystem neu und zukunftssicher aufzustellen. "Dafür aber müsste eine Zeitenwende in der Gesundheitspolitik eingeleitet werden, und die politisch Verantwortlichen müssten endlich aktiv werden, um zu verhindern, dass das öffentliche Gesundheitssystem weiter an allen Ecken und Enden krankgespart wird", betonte der neue Generalsekretär der Ärztekammer für Wien, Thomas Holzgruber am Mittwoch.

Die Standesvertretung verstehe sich als Brückenbauer, habe Konzepte entwickelt und wolle in den Dialog mit der Politik, der Sozialversicherung und allen gesundheitspolitisch wichtigen Stakeholdern treten, "um gemeinsam das Beste für unser Gesundheitssystem zu erreichen", betont Holzgruber, der seine neue Funktion in der Ärztekammer als "Schnittstelle zwischen Politik, Ärzteschaft und Gesellschaft sieht, die das Wiener Gesundheitssystem für die kommenden Herausforderungen fit machen soll".

Mehr Mittel gefordert

Die Diagnose des Systems aus ärztlicher Sicht ist "erschütternd" und die Herausforderungen für eine sinnvolle Therapie seien enorm. Holzgruber: "Die längst nötige Reform des Gesundheitswesens kann nur mit und nicht gegen die Ärzteschaft und die anderen Gesundheitsberufe in die Wege geleitet werden."

Zu Holzgrubers Forderungen gehören die Bereitstellung von mehr öffentlichem Geld im öffentlichen Gesundheitsbereich, sowohl für Spitäler als auch für die Sozialversicherung, sowie attraktive Arbeitsbedingungen für alle Gesundheitsberufe. Weiters fordert er Anreize für eine Topausbildung für Jungmediziner, damit diese nicht ins Ausland abwandern, die Schaffung von Kassenverträgen für neue Sonderfächer, wie etwa Onkologie, Rheumatologie, Nuklearmedizin, Nephrologie oder Strahlentherapie - sowie neue Kassenverträge mit modernen Leistungen für die bestehenden Kassenfachgebiete. Für die Gesundheitsberufe müsse es eine transparente Einbindung und Mitbestimmung statt Ausgrenzung geben.

"Weg vom Ökonomie-Fokus"

Und man müsse auf jeden Fall wegkommen von einer zahlengetrieben, ausschließlich ökomischen Entscheidungsfindung hin zu Mitarbeitermitgestaltung im öffentlichen Gesundheitswesen. Und das könne nur mit vereinten Kräften aller Beteiligten gelingen. Auf Wien heruntergebrochen bedeuten die Reformansätze der Wiener Ärztekammer laut Holzgruber insbesondere die Schaffung einer kooperativen Gesprächsbasis der Stadt Wien mit der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien zur Rettung der Wiener Spitäler sowie die inflationsmäßige Absicherung der Honorare für Kassenvertragsordinationen plus Sondermaßnahmen für jene Fächer, bei denen es in Wien Besetzungsprobleme gibt - aktuell also für die Allgemeinmedizin, Gynäkologie sowie Kinder- und Jugendheilkunde, so Holzgruber.