1969 war ein Jahr, das seine Spuren in der Geschichte der Musik hinterlassen hat. In der kollektiven Erinnerung ist Woodstock nach wie vor omnipräsent, doch auch abseits des legendären Festivals, das Größen wie Jimi Hendrix und damals noch Unbekannte wie Joe Cocker den Weg in den Pop-Olymp ermöglichte, haben etliche andere Künstler mit ihren Alben überzeugt. Hier eine kleine Auswahl.

Das Jahr mit Hippiekultur und Black Power. . .Christian Berger
Das Jahr mit Hippiekultur und Black Power. . .Christian Berger

The Beatles: "Abbey Road"

Wenn schon Schluss sein soll, dann mit einem Knall, dachten sich wohl die Herren McCartney, Lennon, Harrison und Starr, denn dieses de facto letzte Album der Liverpooler - "Let it be" wurde vorher eingespielt, aber erst danach veröffentlicht - stellte noch einmal das Genie der Ausnahmeband unter Beweis. Lennon, McCartney und Harrison schrieben für die Platte unsterbliche Klassiker wie "Here Comes The Sun", "I Want You (She´s So Heavy)" und "Something", und sogar Ringo Starr steuerte mit "Octopussy´s Garden" einen Evergreen bei.

Auf dem Schlusssong, "The End", kann man ein faszinierendes Gitarrenduell zwischen McCartney, Lennon und Harrison ebenso hören wie das einzige Schlagzeugsolo, das Ringo bei den Beatles je spielte. Auch kommerziell war das mit den damals modernsten Mitteln produzierte Album ein letzter Paukenschlag der Supergroup: 17 Wochen Nummer 1 in Großritannien und 14-fach Platin in den USA sprechen eine deutliche Sprache.

Fairport Convention: "Liege And Lief"

Dieses Werk von Sandy Denny, Richard Thompson & Co gilt bis heute als das einflussreichste Folkrockalbum aller Zeiten. Die Briten brachten dem Folk sozusagen das Tanzen bei und zeigten, dass E-Gitarre, Schlagzeug und Violinen perfekt harmonieren können - und dass Rock´n Roll und düstere Motive aus der keltischen Mythologie keine unüberwindlichen Gegensätze sind. Generalüberholte Traditionals wechseln mit wunderschönen Eigenkompositionen - und über allem schwebt Dennys unnachahmlicher Gesang.

The Who: "Tommy"

Mit der allegorischen Rockoper um einen taubstummen Jungen, der zum Religionsgründer aufsteigt, sorgten die Über-Mods um Pete Townshend für einen ersten Höhepunkt des Genres "Konzept-album" und eröffneten der Rockmusik eine neue Welt von lyrischem Tiefgang und psychologischer Sensibilität. "Tommy" half auch der damals gerade schwächelnden Karriere der Band wieder auf die Füß. Die Songs des Doppelalbums blieben jahrzehntelang Höhepunkte bei allen Who-Konzerten.

The Kinks: "Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)"

Auch die Gebrüder Ray und Dave Davies gingen 1969 mit einem Konzeptalbum ins Rennen, wenngleich "Arthur" auf mysthizistisches Geraune verzichtete und eine bitterböse Abrechnung mit der britischen Klassengesellschaft wurde.

Ein desillusionierter Ray Davies bezeichnet Aristokraten und Bürokraten hier schon mal als "dreckige Ratten" und hat mit "Shangri La" eine traurige Hymne für all jene geschrieben, die sich mit den Brotkrumen, die vom Tisch der Reichen fallen, zufriedengeben müssen.

Led Zeppelin: "Led Zeppelin II"

Nach dem selbstbetitelten Debütalbum warfen die Metal-Pioniere noch im selben Jahr ihre zweite Platte auf den Markt und festigten damit ihren Status als revolutionäre Band. "II" explodiert schier vor lauter Energie und Kreativität und enthält mit dem Riff-Monster "Whole Lotta Love" einen sexuell aufgeladenen Sturm-und-Drang-Song, der auch noch im Jahr 2050 Teenager begeistern wird.

Neil Young: "Everybvody Knows This Is Nowhere"

Die zweite LP des Kanadiers wurde bereits mit jener Begleitband aufgenommen, die später als "Crazy Horse" bekannt werden sollte, und bietet schon all jene Trademarks, die die Fans an Neil Young bis heute lieben: Wunderschöne Neofolkballaden wechseln mit trippigen Gitarrenfreakouts, und das alles wird im schönsten Rumpelsound vorgetragen.

Mit "Cowgirl In The Sand" und "Down By The River" enthält das Album zwei absolute Neil-Young-Evergreens, deren hypnotischer Kraft man sich auch 40 Jahre später kaum entziehen kann.

Crosby, Stills & Nash: "Crosby, Stills & Nash"

Auch Neil Youngs spätere Wegkameraden nahmen 1969 ihr Debüt auf und schufen einen musikalischen Klassiker der Hippiekultur. Zu Songs wie "Wooden Ships" und "Suite: Judy Blue Eyes" werden auch heute noch gerne Joints angezündet, und die eleganten Kompositionen und der perfekte Harmoniegesang ziehen selbst nüchterne Zuhörer immer noch in ihren Bann. Erstaunlicherweise kommt die Platte ohne Schlagzeug aus.

MC5: "Kick Out The Jams"

"Schluss mit der Hippieseligkeit", könnte man als Motto dieses rabiaten Statements der Gegenkultur sehen. Sex, Drogen und Aufruhr wurden nie zuvor dermaßen eindringlich in Musik umgesetzt. Das hier ist ein erster Vorbote des Punk und ein echtes Statement für pure Anarchie.

Jack Bruce: "Songs For A Taylor"

Ein Jahr nach der Auflösung von Cream präsentierte Bassist und Sänger Jack Bruce seine erste Soloplatte, und die konnte gleich auf voller Linie überzeugen. Statt Bluesrock waren nun Fusion-Stücke wie "Rope Ladder To The Moon" und Powerballaden ("Theme For An Imaginary Western") angesagt.

Höchst kompetente Sessionmusiker machen das Album bis heute zu einem Hörgenuss für alle Freunde anspruchsvoller Rockmusik.