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Juristen mit technischen Kenntnissen sind gefragt

Von Sophie Martinetz

Recht
Sophie Martinetz ist Gründerin und Leiterin von Future-Law, einer unabhängigen Plattform für Legal Tech.

Wie könnten neue Berufsbilder in einer digitalisierten Juristenwelt aussehen? Müssen alle Juristinnen und Juristen gleich auch Programmieren studieren? Oder was brauchen wir in der durchaus nahen Zukunft? Über die vergangenen drei Jahre wurde viel diskutiert, aber nun suchen Kanzleien und Legal-Tech-Unternehmen schon konkret Legal-Tech-Mitarbeiter. Diese sollen typischerweise eine selbständige rechtliche Bewertung der eingereichten Fälle vornehmen können und die Konzeption und Weiterentwicklung der unterschiedlichen Legal-Tech-Software-Landschaften zur automatisierten Rechtsdurchsetzung vornehmen.

Außerdem sollen sie das Projektmanagement bei der Umsetzung der Softwareentwicklung unter direkter Zusammenarbeit von Juristen mit Softwareentwicklern übernehmen und bei Legal-Tech-Themen auf dem Laufenden bleiben. Für ein Jobprofil wie dieses ist vor allem das kritische Denken eine gute Basis. Eine schnelle Auffassungsgabe und die Fähigkeit, sich rasch in neue Inhalte und Strukturen einzuarbeiten, sind von Vorteil. Und auch die eigenverantwortliche, zielorientierte Arbeitsweise und Entscheidungsfreudigkeit. Das bietet ein klassisches Jus Studium schon heute. Ein hohes Komfortlevel mit modernen Technologien und das Interesse an Softwareentwicklung durch eigene Aktivitäten wie zum Beispiel eigenes Programmieren, Projekte in Teams mit Softwareentwicklern, Teilnahme an Hackathons, also kollaborativen Soft- und Hardwareentwicklungsveranstaltungen, ist in einem normalen Jus- Studium derzeit eher nicht möglich.

Auch die Aufgabe, empathisch und einfühlsam zwischen Juristen und IT-Technikern zu vermitteln, steht eher nicht auf dem Lehrplan. In diesem Sinne ergibt sich: Wir brauchen weiterhin exzellent ausgebildete und kritische Juristinnen und Juristen, zusätzlich gehören Themen wie die State-of-the-Art-Technologie, "Was ist künstliche Intelligenz", "Was ist ein Algorithmus und nach welchen Kriterien wurde er erstellt" unterrichtet. Das Hinterfragen der Technik und der Daten, die als Grundlage zur Erstellung von Programmen und der Ergebnisse verwendet werden, ist essenziell, und nur ein kritischer Geist, der auch technisches Verständnis hat, kann das bewerkstelligen. Hier sind die Studierendenvertreter genauso für Angebote gefragt wie jeder Professor einer juridischen Fakultät. Dann ist die nächste Juristengeneration gut vorbereitet.

Die Autorin ist Gründerin und Leiterin von Future-Law, einer unabhängigen Plattform für Legal Tech.