Ein Programm mit dem Motto "My Favourite Things" - das klingt verdächtig nach Wunschkonzert. Ein solches war der Donnerstagabend in der Festspiel-Reihe "Canto lirico" durchaus. Aber er bot auch viel mehr.

Expressivität ist alles: Joyce DiDonato . - © Simon Pauly
Expressivität ist alles: Joyce DiDonato . - © Simon Pauly

Die amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato rechnet zu den Spezialistinnen im Barockopern-Fach. Monteverdi, Cesti, Hasse, Händel - was hat sich da nicht alles getan in knapp hundert Jahren! Monteverdi hat, salopp gesagt, die Kunst der Polyphonie durch die Kunst des unmittelbaren deklamatorischen Ausdrucks in einer einzigen Stimme abgelöst. Eine Klage mit emotionalem Überdruck, wie sie Ottavia mit "Addio Roma" aus Monteverdis "Poppea" hinausschleudert, hatte die Welt vor 1639 noch nicht vernommen. Wie das auf die Zeitgenossen gewirkt haben mag, ließ Joyce di Donato sehr gut nachfühlen, bis hin zum letzten, fast zähneknirschend gesprochenen "Addio".

Das Consort hat sich von Monteverdi bis Händel zum Orchester entwickelt. Aber vor allem: Es gibt nun die Diva - und eine solche ist Joyce DiDonato absolut. Auch wenn sie unterdessen in Johann Adolph Hasses wahrhaft explosive Cleopatra-Arie "Morte con fiero aspetto" der Expressivität die Intonation opfern muss.

Bei Händel lamentiert Cleopatra in "Piangerò la sorte mia" ausgiebig, aber sie verkündet dann, förmlich explorierend, dass sie den Tyrannen im Schlaf heimsuchen werde. Welch eine nette Parallele zur Ariodante-Arie "Scherza infida". Auch der vermeintlich sitzen gelassene Ariodante droht, die ungetreue Geliebte fortan als Untoter zu mobben.

Das sehr junge Orchester "il pomo d’oro" steht für Originalklang-Stürme auf dem Niveau unserer Zeit, und an diesem erfrischenden Luftzug durch die Alte Musik hatte der vom Cembalo aus dirigierende Russe Emelyanychev nicht wenig Anteil.